Apr
8
2004

Die Story zu jedem Song

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Der Musikjournalist Chuck Crisafulli, in der Vergangenheit bereits mit einem Buch über die Songs der Doors in Erscheinung getreten, stöbert in „Teen Spirit – Die Story zu jedem Song“ abseits plakativer Klischeevorstellungen kleine Geschichten um die Band auf. Dass es sich in aller erster Linie um Anekdoten rund um Kurt Cobain handelt, ist der Tribut, den Crisafulli dem Mythos Cobain zollt. Chronologisch hangelt sich der Autor an den einzelnen Nirvana Songs entlang und nutzt sie als stützendes Skelett. Dem dürren Gerippe verhilft Crisafulli mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Interviewausschnitten, eigenen Interpretationsansätzen und Referenzen auf andere Autoren zu einer leicht genießbaren Lebendigkeit. Von den Anfängen in der verregneten Provinz vor den Toren Seattles, wo der Highschool-Dropout Kurt Cobain in der Punkszene um die Melvins eine neue Familie findet, bis zu den letzten im Frühjahr 1994 entstandenen Liedern erzählt „Teen Spirit – die Story zu jedem Song“ die wechselvolle Geschichte einer Band, die zu etwas wurde, was sie gar nicht sein wollte. „Ich bin der Anti-Gitarrenheld – ich kann das Ding kaum spielen“, kämpft Cobain tapfer gegen seine eigene Mystifizierung an. Die Scheu davor, sich zu arg von anderen vereinnahmen zu lassen, spricht überdeutlich aus den kryptischen Lyrics von Kurt Cobain, deren intensive Bildsprache oftmals auf Gefühle bedrückender Entfremdung verweist. Das alles ist natürlich keineswegs neu und wurde von anderen Autoren ebenfalls schon aufgeschrieben, womit wir beim größten Negativpunkt von „Teen Spirit – die Story zu jedem Song“ angekommen sind. Für eingefleischte Nirvana-Fans bietet „Teen Spirit – die Story zu jedem Song“ schlicht zu wenig Neues, von dem im Anhang abgedruckten Interview des Autors mit Kurt Cobain einmal abgesehen. Die weniger Nirvana-Bewanderten sind mit Michael Azerrads „Nirvana“-Buch, das Crisafulli laufend zitiert, sicherlich deutlich besser beraten. Auf der Habenseite steht bei „Teen Spirit – die Story zu jedem Song“ allerdings die gelungene graphische Präsentation, die das Buch zu einem lockeren Mix aus Textpassagen und Bildern macht.