Feb
14
2005

Besser als der echte Grand Prix?

Besser als der echte Grand Prix?

Am vergangenen Samstag gewannen Juli mit „Geile Zeit“ den Bundesvision Song Contest des TV-Entertainers Stefan Raab. Doch kann sich dessen Alternative zum offiziellen Eurovision Song Contest durchsetzen? Womit Raab vor allem punktete, waren wohl die Professionalität, mit der die Show in der riesigen Arena in Oberhausen über die Bühne ging, und natürlich die Popularität der antretenden Künstler. Ob es die Musiker nun wirklich nötig hatten, sich von Raab pushen zu lassen, bleibt angesichts der drei prominenten Erstplatzierten Juli, Fettes Brot und Sido zwar fraglich. Dass die Zuschauer mit ihnen aber weit mehr Spaß hatten als mit den meisten Schnarchnasen des offiziellen ARD-Wettbewerbs, steht fernab aller Zweifel – auch wenn die nackten Zahlen anderes weismachen wollen: Den ARD-Wettbewerb sahen im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Zuschauer, bei Raab schalteten 3,23 Millionen ein. Abgesehen davon, dass beim Bundesvision Song Contest jedes Bundesland für seinen eigenen Kandidaten abstimmen konnte (was sie auch fleißig taten) glichen Format und Ablauf stark der offiziellen Variante. Die meisten Bands hatten sich auch das eine oder andere Späßchen für ihren Auftritt einfallen lassen. So kamen Slut mit fünf Kindern auf die Bühne, die sich mit ihren blauen Augen und Stupsnäschen direkt ins Herz aller Erzieherinnen und Vorschul-Lehrerinnen sangen. Fettes Brot hatten sich eine eher im Hintergrund agierende Marschkapelle organisiert und Deichkind kamen in spacigem Outfit und Oversized-Bläsern in Leggins. Doch der Berliner Rapper Sido toppte gleich doppelt: Erst nahm er nach dem Einmarsch mit zwei in den Berliner Farben gekleideten Cheerleadern seine Maske ab und präsentierte sich mit Cap und Sonnenbrille (Raab hatte zuvor seine Angst bekundet, unter dem goldenen Stück könne Ralf Siegel stecken). Dann bekam der Aggro-Mann auch noch musikalische Unterstützung der Berliner Combo Brainless Wankers, die Sidos Rap in einen fulminanten Crossover-Auftritt wandelten. Doch am Ende stand ausgerechnet die Band ganz oben auf dem Siegertreppchen, die statt mit großem Gehabe einfach nur in Jeans und T-Shirt auftrat. Und trotz der Charts-Erprobtheit sah man während der Punktevergabe, wie sehr sich Juli über ihren wachsenden Vorsprung freuten. Abseits des Musikalischen hatte auch Raabs Contest mit genau denselben Längen zu kämpfen wie sein Vorbild. Vor allem die Vergabe der Punkte aus den einzelnen Bundesländern gestaltete sich langweilig. Allein der Morgenhans von Big FM (Baden Württemberg), der anscheinend genau so viel Gestensaft getankt hatte wie das Publikum allerorten, rüttelte die Zuschauer mit seinen Ansagen auf. Als Krönung beschimpfte er das Publikum vor Ort charmant mit „Ey, das sind Arschlöcher!“. Immer noch besser als Schlafen mit der ARD.