Feb
15
2005

Schuld besser bei den Eltern suchen

Schuld besser bei den Eltern suchen

Der Prozess um den grauenvollen Mord an der 14-jährigen Jodi Jones im Sommer vergangenen Jahres ist zuende. Während der Urteilsverkündung im Prozess gegen den Teenager Luke Mitchell, der seine Freundin Jodi Jones gefesselt und auf brutale Weise ermordet hatte, verwies Richter Lord Nimmo Smith am Freitag in Edinburgh erneut auf die Beeinflussung des Täters durch Marilyn Mansons Kunst. Sie sei einer von vier Faktoren gewesen, die zu dem Mord geführt hätten, sagte Smith. Während des Prozesses hatte auch die Staatsanwaltschaft immer wieder behauptet, Mitchell habe bei sich der Tat von einem Kurzfilm und einem Gemälde Mansons leiten lassen. Der 16-Jährige wurde schließlich zu 20 Jahren Haft verurteilt. Am Wochenende wehrte sich Marilyn Manson nach einem Konzert gegen die Behauptung, seine Arbeiten hätten als Vorlage für den Mord gedient. „Ich habe von dem Fall gehört, möchte ihm aber nicht zu viel Öffentlichkeit verschaffen“, sagte Manson. Die Schuld sei eher bei Mitchells Eltern zu suchen als bei ihm. „Was ich weiß ist, dass sich alles um die Bildung dreht, die Eltern ihren Kindern zukommen lassen, und um die Einflüsse, denen sie ausgesetzt werden ? es geht nicht darum, die Schuld bei anderen abzuladen.“ Weiter sagte der Künstler: „Ich denke, Leute müssen die Verantwortung für ihre Taten selbst tragen. Ich denke nicht, jemals Dinge geschaffen zu haben, die Menschen dazu ermutigt, anderen oder sich selbst weh zu tun.“ Offensichtlich sieht das Richter Nimmo Smith anders. Er bezog sich auf einen Videoausschnitt der Bonus-DVD zu Mansons Album „The Golden Age Of Grotesque“, der Manson dabei zeigt, wie er zwei gefesselte Mädchen in einen Wald führt. Außerdem verwies der Richter auf Gemälde des Künstlers, die die 1947 ermordete Schauspielerin Elizabeth Short zeigen. Die ermordete Jodi Jones wies im Gesicht ähnliche Verletzungen auf wie Elizabeth Short auf dem Bild. Die Praxis, Manson für Morde verantwortlich zu machen, hat bereits eine gewisse Tradition: Auch nach dem Massaker an der Columbine Highschool in Littleton und dem Mord an einer italienischen Nonne wurde Manson in ähnlicher Weise ins Gespräch gebracht. Im Falle von Littleton hatte sich hinterher herausgestellt, dass die Täter Mansons Musik gar nicht mochten.