Apr
9
2005

Bombast auf dem neuen Album

Bombast auf dem neuen Album

Der erste Eindruck des neuen Coldplay-Albums „X&Y“: dicht und bombastisch. Die vier Engländer bewegen sich weg von den kleinen, schnuckeligen (und natürlich wunderschönen) Indie-Heulnummern, in denen man sich in dunklen Stunden geborgen fühlt. Einige der neuen Songs berühren nicht mehr so stark und direkt, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie viel dominanter auftreten. Gesanglich bewegt sich Frontmann Chris Martin oft in der Kopfstimme, was an das erste Album „Parachutes“ erinnert. Die Stücke sind extrem dicht instrumentiert, was druckvolle Songs entstehen lässt, von denen sich manche bis in den Bombast steigern. In den Opener „Square One“ und in „White Shadows“ bauen die Briten gar elektronische Elemente ein. Die wirklich bewegenden Momente bieten jedoch gerade nicht die pompösen Stadion-Rock/Pop-Songs. Es sind die getragenen, traurigen Balladen, allen voran das zweifelnde „What If“. Auch der Titeltrack „X&Y“ – auf dem Gitarre und Streicher Chris Martins Stimme wunderbar unterlegen – sowie die typische Coldplay-Ballade „Swallowed“ oder das kraftvolle „A Message“. Auch der zurückhaltend instrumentierte Uptempo-Song „The Hardest Part“ gehört zu den Perlen des Albums. Doch wie so oft kommt auch hier das Beste zum Schluss: Der wahrscheinlich als Bonustrack gedachte (da im offiziellen Tracklisting nicht genannte) Song „‚Til Kingdom Come“. Stripped down und ohne Schlagzeug verbreitet er eine Lonesome-Rider-Stimmung. Die großartige Melodie ist so verdammt catchy, dass sie den Hörer spätestens bis zum ersten Refrain fesselt. Bei diesem Liebeslied läuft einem ein Schauer über den Rücken, so berührt es den Hörer.