May
19
2005

„Wir sind Sklaven des Shareholder Value“

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Vermutlich ohne es zu wissen, leistete Coldplay-Sänger Chris Martin am Dienstag seinen Beitrag zur aktuellen deutschen Kapitalismus-Debatte und schlug sich dabei auf die Seite von SPD-Chef Franz Müntefering. Coldplay fühlen sich wie „Sklaven des Shareholder Value“, sagte Martin am Rande eines Promo-Gigs für AOL in New York zur Nachrichtenagentur Reuters. Es sei sehr befremdlich für die Band, 18 Monate lang im Studio nach einem glaubwürdigen Gefühl zu suchen, nur um dann Teil einer gigantischen Verwertungsmaschinerie zu werden. Die Macht der Aktionäre sei „das Böse in der modernen Welt“. Mit seiner Bemerkung bezog sich Chris Martin auch auf eine Gewinnwarnung seines Labels, für die EMI/Capitol u.a. die verschobenen Alben von Coldplay verantwortlich gemacht hatte. Das Wohl von EMI sei ihm aber absolut gleichgültig, stellt der Sänger klar, jedenfalls wolle man sich nicht unter Druck setzen lassen. Ähnlich hatte Martin sich bereits einen Tag zuvor gegenüber dem VH1-Publikum geäußert: „Wir lassen uns keine Deadline setzen. Eher lassen wir das Unternehmen EMI untergehen“. Angesichts der Handy-Klingelton-Verwertung von Coldplays neuer Single „Speed of Sound“ scheint sich der Einfluss des Sängers auf sein Label allerdings in Grenzen zu halten.