In Berlin ist ein großangelegter Schwindel mit gefälschten Konzerttickets für Auftritte von Depeche Mode und Bon Jovi aufgeflogen. Dem mutmaßlichen Betrüger Daniel E. gelang es mittels eines ahnungslosen Ebay-Verkaufsagenten, vermutlich bis zu rund 2000 falsche Eintrittskarten zu verkaufen, meldet das Fachmagazin Musikmarkt. Durch einen aufmerksamen Interessenten flog der Betrug jetzt auf. Bei Prüfung des Angebots bemerkte er, dass als Druckeruhrzeit auf dem Billet die Zahl „17:83 Uhr“ angegeben war. Er setzte sich umgehend mit dem zwischengeschalteten Verkaufsagenten in Verbindung, der, seinerseits misstrauisch geworden, die Behörden alarmierte. Die Staatsanwaltschaft Berlin nahm umgehend Ermittlungen auf, die zur Festnahme des 29-jährigen Betrügers führten. Die Fahnder gaben bekannt, dass Daniel E. zum Zeitpunkt seiner Verhaftung eine geladene Waffe mit sich führte. Die Ermittlungen befänden sich erst im Anfangsstadium, teilte Frank Thiel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, der Öffentlichkeit mit. So sind einige Umstände, die besonders die Depeche Mode-Kartenfälschungen betreffen, noch nicht restlos aufgeklärt. Es wird momentan angenommen, dass der Betrüger auch reguläre Tickets in Umlauf brachte. Betroffen seien im Moment nur Billets, die so aussehen wie jene, die der Entertainmentticket-Vermarkter CTS Eventim in den Handel bringt. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf momentan rund 160.000 Euro. Zunächst wurde erklärt, Daniel E. habe in drei Vorverkaufsstellen die Ticket-Rohlinge gestohlen und selbst bedruckt. Einer anderen Version zufolge sei das Ticketmaterial bei verschiedenen Kassen unter dem Vorwand von angeblichen Falschlieferungen der Druckereien einfach erschlichen worden. Die Staatsanwaltschaft steht mit CTS derzeit in engem Kontakt, um den Weg der Tickets zu den einzelnen Konzerten anhand der Kartennummern nachzuprüfen. Es handelt sich dabei ausschließlich um Stehplatz-Karten für 10 der insgesamt 13 Konzerte von Depeche Mode in Deutschland. Mit dem Verkauf von etwa 50 gefälschten Karten ist auch das am 13. Mai 2006 in Düsseldorf stattfindende Konzert von Bon Jovi betroffen, das der Veranstalter Wizard Promotions betreut. Unterschiedlich gestaltet sich das Handling der beiden Veranstalter in Sachen Umgang mit Besitzern gefälschter Karten. Ossy Hoppe, Geschäftsführer von Wizard Promotions, kündigt eine kulante Vorgehensweise an: „Die Kartenkäufer haben ja nicht betrogen, sie auszusperren, wäre unfair“. Die Marek Lieberberg Konzertagentur setzt dagegen auf eine harte Linie gegenüber den betrogenen Depeche Mode-Kartenkäufern. Diese sollen laut einer offiziellen Pressemitteilung keinen Einlass erhalten. Lieberberg begründet dies unter anderem mit dem Hinweis auf bereits lange vorab ausverkaufte Hallen. Hier müssten die zulässigen Kapazitätsgrenzen eingehalten werden. Für die Konzerte werden strengste Einlasskontrollen mittels Scannern angekündigt. Den geprellten Fans wird empfohlen, Ansprüche gegen den betreffenden Ebay-Agenten geltend zu machen.
Jan
8
2006