Was schenkt man einem Indie-Fan zu Weihnachten? Eine lohnenswerte Investition in dieser Hinsicht ist das neue Buch des britischen Musikjournalisten Rob Young. Auf 190 Seiten erzählt Young facettenreich und anhand zahlreicher Interviews die Geschichte des wichtigsten Independent-Labels aller Zeiten: Rough Trade. Die bestens bekannten Stars der spannenden Story heißen The Smiths, The Libertines und The Strokes. Der heimliche Held abseits des Rampenlichts ist Labelgründer Geoffrey Travis, dessen untrüglicher Sinn für gute Musik Rough Trade seit 30 Jahren zu einer Ausnahmeerscheinung im Musikgeschäft macht. Ihren Anfang nimmt die Rough Trade-Geschichte im London der späten 70er Jahre. Von einer Amerika-Rundreise hat Travis einige hundert Schallplatten mit nach Hause gebracht. Da er nicht weiß, was er mit all dem Vinyl anfangen soll, schlägt ihm ein Freund vor, doch einfach einen Plattenladen zu eröffnen. Gesagt getan: Schnell entwickelt sich der Rough Trade-Shop zur Anlaufstelle der Punk- und New Wave-Bewegung. Als immer mehr Bands eigene Tapes mitbringen, die sonst niemand veröffentlichen will, gründet Travis das Label Rough Trade. Das wichtigste Signing von Rough Trade werden 1983 The Smiths, mit denen Travis erstmals über mehrere Jahre hinaus plant. Doch mit dem weltweiten Erfolg des Quartetts aus Manchester (die unter keinen Umständen beim heimischen Label Factory unterkommen wollten) stößt das Indie-Label mit seiner demokratischen Management-Struktur auch an die Grenzen. Interne Konflikte führen Ende der 80er Jahre schließlich in den Konkurs. Nach einigen Jahren Pause vom Musikgeschäft ist Rough Trade Ende der 90er Jahre wieder auf der Höhe. Mit neuen Bands wie The Strokes, Adam Green, Antony & The Johnsons, The Libertines und Babyshambles prägt Rough Trade auch den Sound des neuen Jahrtausends – und feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag.
Nov
7
2006