Feb
22
2007

Die Story zum Folsom Prison-Gig

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Das in den USA bereits vor drei Jahren unter dem Titel „Johnny Cash at Folsom Prison: The Making of a Masterpiece“ erschienene Buch des Autors Michael Streissguth über das wohl berühmteste Gefängniskonzert Johnny Cashs liegt nun in deutscher Sprache vor. „Johnny Cash at Folsom Prison – Die Geschichte eines Meisterwerks“ (224 Seiten, 110 Abbildungen) erscheint als gebundene Ausgabe beim Berliner Verlag Rogner & Bernhard und liefert einen detailreichen Einblick in Wort und Bild über Cashs Leben in den 60er Jahren. Mittlerweile weiß wohl jeder, der sich einmal mit der Biographie des Farmerjungen aus Arkansas beschäftigt hat, dass der Countrystar vor allem zu Beginn des Jahrzehnts vor erheblichen Problemen stand. Die Ehe mit seiner ersten Frau Vivian vertrug sich immer schlechter mit dem Vagabundenleben eines dauertourenden Sängers. Darüberhinaus schwamm Cash nach seinem Wechsel von Sun Records zu Columbia nicht mehr auf der rauschenden Welle des frühen Erfolgs, was angesichts der Aufnahme einer Konzeptalbum-Trilogie über das Schicksal amerikanischer Indianer und die Besiedelung des Wilden Westens nicht verwunderlich ist. Insofern ist das Thornton Wilder-Zitat, das das erste Buchkapitel überschreibt, sehr zutreffend gewählt: „Dem leidenschaftlichen Willen ist nichts unmöglich.“ Wenn sich Cash etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich selten davon abbringen; ein Wesenszug, an den sich zahlreiche Vertraute nicht immer mit Freude erinnern. Zudem vermied es Cash zeitlebens, sich gängigen Mehrheitsmeinungen zugunsten der eigenen Popularitätssteigerung anzuschließen, was den heutigen Beliebtheitsgrad seiner Person und seiner Kunst bei den verschiedensten Zielgruppen zu erklären hilft. Auch „Johnny Cash at Folsom Prison“ belegt die positiven Resultate dieses Eigensinns: Etwa als Cash sich 1963 von Nashville abwendet und die Musik von Bob Dylan entdeckt (dem er glühende Fanbriefe schreibt) und schließlich auf dem Newport Folk Festival 1964 eine neue Fan-Generation erschließt. Die Geschichte von Johnny Cashs Leben in den 60er Jahren ist jedoch auch eine Geschichte des ausufernden Drogenkonsums. Hier profitiert Autor und Nashville-Spezialist Michael Streissguth einmal mehr von seiner Nähe zum Sujet, da er Anekdoten verschiedener Cash-Publikationen zunächst aneinander reiht, um sie anschließend zu werten. „I shot a man in Reno just to watch him die“ – bei dieser Zeile aus dem Cash-Klassiker „Folsom Prison Blues“ rasteten die Insassen des Hochsicherheitstrakts am Samstag, den 13. Januar 1968 natürlich besonders aus. Zwar nahm Cash ein Jahr später auch ein Album in San Quentin auf, doch in diesem weit bekannteren und weniger strengen Gefängnis stiegen des öfteren Künstler zu Unterhaltungsprogrammen ab. Außerdem beleuchtet das Buch den Einfluss des erfolgreichen Albums auf die gesamte Countryszene, liefert Originalkritiken von damals mit und stellt damit eine gelungene Ergänzung für den eigenen Cash-Schrein dar. Der Mythos ist scheinbar nicht totzukriegen: Erst im Herbst erschien mit „Johnny Cash. I See A Darkness“ (Carlsen Verlag, 207 Seiten) der erste, ebenfalls sehr empfehlenswerte Comic über den Man In Black. Demnächst kommen die CDs „Ring Of Fire Vol. 2 – The Legend Of Johnny Cash“ und „Outtakes“ auf den Markt, letzteres eine 3-CD-Box mit bislang unveröffentlichten Demos aus Cashs Zeit bei Sun Records.