Apr
10
2007

Indieband verspielt Web-Zuneigung

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Die Arctic Monkeys gelten als erste Band, die es dank Web 2.0, Myspace und MP3-Blogs zu internationalem Chartruhm geschafft hat. So hübsch sich diese Geschichte in der Bandinfo macht, so wenig entsprang sie einem kalkulierten Plan. Als ihre erste Single dank des Internethypes bereits die UK-Charts enterte, hätten sie noch gar nicht gewusst, was Myspace überhaupt sei, gesteht die Band offenherzig in Interviews. Es waren Fans der Band, die Arctic Monkeys-Accounts bei Myspace eröffneten oder MP3s ihrer neuen Lieblinge in ihren Blogs anpriesen. Alles illegal, versteht sich, doch der Band sollte es kein Schaden sein, ganz im Gegenteil, wie der dem Internethype folgende kommerzielle Erfolg bewies. Doch nun, mit einer herkömmlichen Plattenfirma im Rücken, kurz vor Veröffentlichung des zweiten Albums, sieht man die Sache mit dem Internet naturgemäß etwas anders. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um „Favourite Worst Nightmare“ sind immens, wie etwa die Londoner Times zu berichten weiß: Musikjournalisten erhalten keine Vorab-Exemplare der CD, sondern müssen sich zu so genannten Listening-Sessions bemühen, weil sie im Generalverdacht stehen, Quelle so genannter „Leaks“ – illegaler Vorab-Veröffentlichungen im Netz – zu sein. Darüber hinaus hat das Arctic Monkeys-Management offenbar die berüchtigte Londoner Firma „Web Sheriff“ angeheuert. Sollten trotz aller Securitymaßnahmen doch MP3s im Netz auftauchen, will diese selbsternannte Internetpolizei die Verursacher jagen und mit Schadensersatzklagen überziehen. Für die Sheriffs stehen MP3s auf einer Stufe mit Kinderpornos und Terrorvideos. Kaum verwunderlich, dass sich im Web erster Unmut regt. Fans und Blogger, die Gründe für den Erfolg der Monkeys, fühlen sich nun zu Unrecht verfolgt und kriminalisiert. Die Band beiße die Hand, die sie füttere, bringt es ein Blogger auf den Punkt. Die Paranoia im Monkeys-Management geht sogar noch weiter, wie laut.de selbst erleben durfte: „Zwar wurden wir zur Listening-Session in Berlin offiziell eingeladen, doch als am Folgetag ein euphorisierter Redakteur das Gehörte in Kurzkritiken Song für Song abfeierte, schien man im Bandmanagement doch baff überrascht von der Schnelligkeit dieses Internets. So sei das nicht gemeint gewesen, man habe ja nicht ahnen können, dass so schnell berichtet werde, und dazu noch so detailliert. Sieben Wochen vor dem Release natürlich viel zu früh für eine industrielle Promotionmaschine, die lieber langsam in Fahrt gebracht werden möchte“, berichtet Chefredakteur Joachim Gauger. Möglicherweise hatte man auch Angst, dass das beschwingt geschriebene Wort sich im Internet wie durch Geisterhand in Musik verwandeln könne. Man weiß ja nie, jedenfalls wurde laut.de freundlich, aber bestimmt ersucht, doch lieber nicht so genau zu berichten. Übrigens findet man „Favourite Worst Nightmare“, das eigentlich erst am 23. April erscheinen soll, seit dem Osterwochenende bereits auf illegalen Tauschbörsen. Fazit: Man muss nichts vom Internet verstehen, um in ihm zu Ruhm zu gelangen. Und einen Internet-Hype kann man eben nicht so einfach abwürgen, wenn er nicht mehr genehm ist – selbst wenn er irgendwann von Begeisterung in Ablehnung umschlägt …