Apr
19
2007

Wovon sich Franz Ferdinand ernähren

Wovon sich Franz Ferdinand ernähren

Als ehemaliger Koch und Kellner in seiner Heimatstadt Glasgow weiß Alex Kapranos um die zahlreichen Kniffe der Gastronomie, die vom Einkaufen der Speisen über das zeitintensive Zubereiten bis hin zur optisch ansprechenden Präsentation reichen. So mag man annehmen, dass die Idee, ein Buch über die kulinarische Berg- und Talfahrt einer Welttournee zu schreiben, eine naheliegende war. Als Initialzünder gilt aber eine Redakteurin des britischen Guardian. Dass man vielleicht über nicht ganz so viel Taschengeld verfügt wie der Autor, tut dem Spaß an der im Stile eines Abenteuerurlaubs verfassten Lektüre übrigens keinen Abbruch. Kapranos und seine Jungs steigen schließlich nicht jeden Tag in ihrem Hotel-Restaurant ab. Stattdessen outet der schottische Sänger schonmal seinen Drummer Paul Thompson als Burger-Fanatiker, der auf der Welttournee 2005/06 sogar eine spezielle Hitliste führte. Demnach gibt es die besten Brötchenfüllungen der Welt in Tokyo bei Freshness Burger bzw. im Großraum Kalifornien bei In-N-Out Burger. Über 164 Seiten (Taschenbuch, Kiwi Verlag, 7,95 Euro) erstreckt sich der Streifzug durch Bistros, Pizzerias, Fast Food-Ketten, mexikanische, indische und japanische Restaurants, über deren Gerichte Kapranos des öfteren ins Philosophieren gerät, den ein oder anderen Auftritt reflektiert oder das Leben mit drei Personen auf engstem Raum thematisiert. Als Garnierung des mächtig Appetit machenden Lesevergnügens greift er dann und wann zu Anekdoten, zum Beispiel dass New Order-Sänger Bernard Sumner seinen Bassist Peter Hook auf einer Tour in den 80ern töten wollte, da dieser sich nach dem Verzehr von Chips immer ausführlich die Hände abschleckte. Der amüsante wie wortgewandte Trip von Glasgow über New York, Texas, Kalifornien, Palm Springs, Vancouver, Köln, München bis nach Hongkong und Osaka bringt so interessante Gerichte auf den Weg wie Schweinebauchwürfel in Olivenöl pochiert mit süßen Apfelchips, belgische Trüffel, panierte Kugelfischwürfel, Kalbsbries, Wildschweinwürstchen, vegane Käsemakkaroni und Hammelkotelett. Daher wirkt Kapranos‘ nonchalanter Schluss geradezu beruhigend: „Was ich zuhause esse, ist nicht interessant. Dasselbe wie alle anderen auch.“