Am Anfang des Films wird Joe Strummer, offensichtlich zur Vorbereitung eines Fernsehinterviews, gefragt, was in der Einblendung unter seinem Namen stehen soll. The Clash oder so was. Strummer antwortet: „I’d like you to write Punkrock Warlord.“ Dann bellt er, im Studio stehend, den Refrain zu „White Riot“ ins Mikro. „The Future Is Unwritten“, die filmische Biografie des Clash-Frontmanns von Julien Temple („The Great Rock And Roll Swindle“, „The Filth And The Fury“, „Glastonbury“), im Kino ab morgen zu sehen, beginnt mit einem Gänsehautmoment. Regisseur Temple setzt Joe Strummer, sein Leben und sein Schaffen großartig in Szene. In seinem typischen Stil der schnellen Schnitte schnipselt er eine bunte, liebenswerte Collage zusammen, in der zahlreiche Freunde zu Wort kommen und das Andenken an den Punk-Innovator aufleben lassen. Dabei geht der Film ausführlich auf Kindheit und Jugend des 2002 verstorbenen Strummer ein, ebenso wie auf seine Gehversuche an der Kunstschule und seine Anfänge in der Londoner Musikszene. Wegbegleiter erzählen von der Zeit in der Hausbesetzerszene, wo Strummer seine erste ernsthaft betriebene Band, die 101’ers, gründete. Darauf folgten The Clash, der Rest ist sprichwörtlich Geschichte. Glücklicherweise gibt es aus fast allen Phasen seines Lebens Filmaufnahmen, so dass man dem jungen John Graham Mellor, so lautet Strummers bürgerlicher Name, beim Tollen im Garten ebenso zusehen kann wie beim Herumhängen auf der Straße in den 101’er-Tagen. In der Anekdotenkiste kramen neben Strummer selbst Clash-Gitarrist Mick Jones, Dub-DJ und Dokumentarfilmer Don Letts, Clash-Drummer Topper Headon, Regisseur Jim Jarmusch, die Schauspieler Matt Dillon, John Cusack und Johnny Depp und viele viele andere. Anstatt typischer, steriler Interviewsituationen sitzen die meisten Gesprächspartner Temples um ein Lagerfeuer. Diese Form des Zusammenkommens war bei Strummer besonders beliebt, und der Regisseur greift sie gekonnt auf. Als Rahmenkonstruktion bedient sich der Film alter Radiosendungen, die Joe Strummer moderiert hat. So entsteht das Gefühl, dass der Meister selbst über die Airwaves zum Zuschauer und zu den um die Lagerfeuer Versammelten spricht. Seit 2005 hat Julien Temple an „The Future Is Unwritten“ gearbeitet, heraus gekommen ist eine liebevoll gemachte Hommage an einen der ganz Großen des Punk.
May
23
2007