Jun
14
2007

„Grönemeyer betreibt Aldi-Politik“

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Wie nach jedem großen Festival bauen die Aufräumtrupps in Heiligendamm, Rostock und Umgebung Zäune und Bühnen ab. Die Party ist vorbei, der Abfall muss noch beseitigt werden und man freut sich aufs nächste Openair. Das jetzt eine große Debatte über den Sinn und Zweck der Veranstaltung losbricht, ist zum ersten typisch deutsch und hängt zweitens, fast hätten wir es vergessen, damit zusammen, dass hier die Welt gerettet wurde. Mit Musik und Protest, angeführt von Bono, Geldof und Herbert Grönemeyer und seiner „Deine Stimme gegen Armut“-Kampagne. Die Meinungen über Sinn und Zweck dieses öffentlichen Engagements sind geteilt. Element Of Crime-Sänger Sven Regener rätselt, warum Bono und Grönemeyer „auf einmal politisch schlauer als der Tischler von nebenan sind“ und ihm „die Welt erklären“ wollen. „Was ist das überhaupt für eine Politik, einfach gegen Armut zu sein? Es steht ja keiner auf und sagt: Hey, ich bin aber für Armut, ich finde das geil! Wenn das Politik ist, dann ist das Politik von Aldi!“, findet der Sänger und Autor auf der österreichischen Jugendseite chilli.cc klare Worte zu den selbsternannten Weltverbesserern. Tatsächlich wurde ja beim G8-Gipfel nach dem Gegenteil vom Aldiprinzip vorgegangen: für viel Geld wenig im Warenkorb. Mittlerweile ist es allerdings genauso billig, auf den Weltverbesserungsslogans rumzuhacken, wie diese auf T-Shirts und Konzertbanner zu drucken. Regeners Standpunkt, dass die „kleinen Dinge des Lebens“ ruhig die große Rolle in der Musik einnehmen sollen, muss ja nicht zum Dogma werden und alles andere als „Gelaber“ abqualifizieren. Schließlich ist das Eintreten für eine Globalisierung von Menschenrechten und Sozialstandards ja nicht von vornherein schlecht. Und wie jeder Mensch braucht eben auch ein Star einen Schuss Samariter-Extrakt in seiner überlebenswichtigen Egopolitur. Also lassen wir ein bisschen Humanität walten und gönnen auch Bono und Gröni den Spaß am Fahnenschwenken.