Jan
4
2008

Reznor verrät Download-Zahlen

Reznor verrät Download-Zahlen

Nicht erst seit NIN-Boss Trent Reznor sich mit dem „Year Zero“-Remixalbum „Y34rz3r0r3mix3d“ aus den Fesseln seines Universal-Plattenvertrags befreit hat, ist er ein Freund der unmittelbaren Ansprache an sein Publikum. Die findet entweder per Youtube aus Festival-Backstagebereichen oder per Statement auf seiner offiziellen Seite nin.com statt. Dort fühlte sich Reznor gestern bemüßigt, ein Resümee seiner waghalsigen Vertriebsidee für das 2007er Album „The Inevitable Rise And Liberation Of Niggy Tardust“ des Rap-Poeten Saul Williams zu ziehen. Die 15 neuen Williams-Songs sind seit dem 1. November exklusiv über niggytardust.com in drei Versionen zu erstehen: Als Gratis-Download in 192Kbps-Qualität oder für fünf US-Dollar (ca. 3,40 Euro), dafür aber als 320Kbps-MP3s oder wahlweise im verlustfrei komprimierten Dateiformat FLAC. Beide Versionen beinhalten eine Pdf-Datei mit Lyrics und Artwork. Um die Gewissensfrage zu erleichtern wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die fünf Dollar dem Künstler helfen, seine entstandenen Unkosten zu decken. Ähnlich wie bei Radiohead durfte der Kunde also selbst wählen, ob er für die Musik bezahlt (Kreditkarte/PayPal), dann allerdings den Fixpreis von fünf Dollar. Insgesamt hätten 18,3% der Fans diesen Preis bezahlt (Stand: 2. Januar 2008), verrät Reznor nun in seinem Statement, das dazu beitragen soll, „in diesen für Musikschaffende unsicheren Zeiten zu einer besseren Lösung beizutragen.“ Hier die Zahlen: 154.449 Menschen wählten den Album-Download, 28.322 Menschen bezahlten fünf US-Dollar, dies entspricht einem Anteil von 18,3%. Von der zahlenden Kundschaft wählten 19.764 die ordentliche 320Kbps-Qualität, 3220 die 192Kbps-Version und 5338 nutzten FLAC. Da Saul Williams‘ letzte Platte 2005 auf herkömmlichem Vertriebsweg 33.897 Einheiten verkauft hat, freut sich Reznor in erster Linie, dass Sauls Musik auf seinem Weg nun fünf Mal so viele Menschen erreicht. Etwas entmutigend sei allerdings die Sichtweise, dass sich aus dem Pool von vorwiegend Saul Williams- oder NIN-Fans (denn außer auf dem Online-Weg wurde das Projekt nicht beworben) nur jeder fünfte bereit erklärte, für die Musik zu bezahlen. Reznor: „Hinzu kommt: Wir haben – nein: ich habe zu viel in ein erstklassiges Team samt Studio, in die Musiker, einen alten Verlagsvertrag, Sample-Freigaben und die Übertragungskosten investiert, als dass irgend jemand an diesem Projekt reich würde.“ Dennoch: Wie schon bei Radiohead fließen bei Reznors Vertriebswagnis keinerlei Ausgaben an Dritte, so dass sich der NIN-Boss und Williams zum jetzigen Zeitpunkt über rund 100.000 Euro Einnahmen freuen können. Interessant wäre in diesem Zusammenhang höchstens noch die ungefähre Summe der Ausgaben von Künstlerseite gewesen. Unter dem Strich dürfte das Reznor/Williams-Modell jedoch eher keine Musterlösung für die reine Online-Vermarktung unbekannterer Acts darstellen, zumindest so lange sie so teuer produziert sind wie „The Inevitable Rise And Liberation Of Niggy Tardust“. Dafür bestätigte sich einmal mehr ein offenes Geheimnis: Ist ein Produkt im Netz sowohl für einen bestimmten Geldbetrag als auch umsonst zu erstehen, wird sich die Mehrheit der Kunden immer für das kostenlose Produkt entscheiden, selbst in qualitativ minderwertigerer Form. Selbst als Nine Inch Nails-Fan.