Judith Holofernes von Wir Sind Helden und Thees Uhlmann von Tomte tragen ihren Scheitel beide links. Ob die Frisur aus Überzeugung so liegt oder nicht, für beide gilt: soziales Engagement olé. So gaben die zwei deutschen Indie-Formationen am gestrigen Dienstag ein Konzert im Hamburger Docks-Club, dessen Erlös komplett an zwei befreundete Journalisten geht, die vergangenen September in Nigeria verhaftet wurden und nun, nach ihrer Freilassung, Anwaltskosten in Höhe von 60.000 ? tragen müssen. Regisseur Florian Opitz („Der große Ausverkauf“) und sein Kameramann Andy Lehmann reisten vergangenes Jahr in den westafrikanischen Staat, um dort ohne Genehmigung einen Dokumentarfilm zu drehen. In der Nähe des seit Jahren von Rebellengruppen umkämpften Niger-Flussdeltas wurden sie Berichten der Hamburger Morgenpost zufolge vom nigerianischen Geheimdienst verschleppt und wegen Verschwörung und Spionage angeklagt. Zwar hat die Regierung die Vorwürfe nach mehreren Wochen Haft fallen gelassen, die Anwaltskosten bleiben aber bestehen. Das Konzert war mit rund 1.500 Besucher, die 29? für den Eintritt bezahlten, restlos ausverkauft. Zusätzliche Unterstützung erhielt die Benefiz-Veranstaltung von der Organisation Reporter Ohne Grenzen. Die zwei Filmemacher können somit ihre Schulden wenigstens teilweise begleichen. Uhlmann erklärte gegenüber pop100: „Wenn zwei Freunde aufgrund ihrer Überzeugung und ihrer aufklärerischen Arbeit in die (finanzielle) Bredouille kommen und man wie wir in der glücklichen Lage ist, sie durch Musik daraus zu befreien, ist es das mindeste was man machen kann!“ Im Interview mit der Hamburger Morgenpost erläutert Judith Holofernes die Aktion: „Musiker können eine ganze Menge bewegen – zumindest aber den Soundtrack zu Protestbewegungen liefern.“ (…) „Nigeria ist der sechstgrößte Erdölexporteur der Welt. Aber die Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut, nur wenige private Ölmogule profitieren von den Ressourcen. Außerdem gilt es, die Gefahren für die Pressefreiheit aufzuzeigen.“
Feb
6
2008