Johnny Marr hat eine neue Aufgabe. Vom nächsten Semester an wird der frühere Gitarrist der Indie Pop-Legende The Smiths Gastdozent für Musik und Aufnahme an der Universität Salford. Er vereinbarte mit der Hochschuldirektion eine fünfjährige Zusammenarbeit. Nach Aussagen des derzeitigen Modest Mouse-Gitarristen waren einige Gespräche vor dem Engagement nötig: „Ich wollte nicht irgendwo aus Scheinheiligkeit mitmachen. Die meisten Unis wollen ja nur deinen bekannten Namen, um mehr Studenten zu gewinnen“, so Marr. „Also versicherte ich mich vor der Zusage, dass ich dort auch wirklich etwas beitragen kann. Ich führte lange Gespräche mit dem Kursleiter (…). Die Uni akzeptiert nun, dass ich ein arbeitender Musiker bin und ich glaube an das erarbeitete Konzept.“ Laut Guardian wird Marr Vorlesungen halten, Abschlussklassen betreuen und in gemeinsamer Arbeit mit Studentenbands deren Songs analysieren. Auch mit ein paar unauslöschbaren Mythen des Betriebs will er aufräumen. „Zum Beispiel, dass Produzenten Schwachköpfe ohne Beine sind, die nur an Knöpfchen drehen“, so Marr, der Bands außerdem ermutigen will, sich selbst zu produzieren. Smiths-Fans, die einen Zusammenhang zwischen seiner Wahl des vergleichsweise beschaulichen Manchester-Vororts und dem legendären Foto seiner früheren Band vor dem Salford Lads Club vermuten, liegen falsch. „Da habe ich überhaupt nicht dran gedacht“, so Marr zum britischen Guardian, „erst als ich diese roten Wände sah, dachte ich: Das kommt mir doch bekannt vor.“ Schön außerdem, dass auch ein Guardian-Journalist ein Johnny Marr-Interview nicht ohne die einzig wichtige Frage verstreichen lassen kann: Die nach der Smiths-Reunion. Nachdem Marr zunächst eine Antwort verweigert, wirft der Guardian-Mann nervös das Stichwort Live Aid ein und bekommt schließlich doch noch eine: „Weißt du, falls das jemals passieren sollte, dann nur für die absolute Antithese von Live Aid. Und Bob Geldof müsste versprechen, seine Finger draußen zu lassen.“ Im Frühjahr tourt Marr mit Modest Mouse als Support von R.E.M. in Amerika, Japan und Australien.
