Mar
7
2008

Internet-Release bringt Geldsegen

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Dass Trent Reznor, Mastermind der Nine Inch Nails, innovative Wege einschlägt, um seine Musik an den Mann zu bringen, deutete sich schon beim Trara um das letztjährige „Year Zero“ an. Vor zweieinhalb Wochen kündigte Reznor dann gewohnt kryptisch Neuigkeiten an. Am vergangenen Sonntag stellte der Industrialpapst „Ghosts“ ins Netz, eine vierteilige Instrumentalmusikreihe, bei der der Fan die Wahl zwischen dem kostenlosen Teildownload und diversen kostenpflichtigen Formaten hatte (laut.de berichtete). Vom Fünf Dollar-Bündel bis hin zum 300-Dollar-Superpaket mit Vinyl und CDs und Buch und Signatur gibts fürs Fan-Herz samt Portemonnaie alles. Die Luxus-Edition war auf 2500 Exemplare limitiert und ist seit gestern ausverkauft. Kann man Reznors neuerliches Vertriebsexperiment somit als kommerziellen Erfolg bezeichnen? Durchaus, denn allein diese Ausgabe von „Ghosts“ wirtschaftete 750.000 US-Dollar (ca. 493.000 Euro) in die Kasse der Band. Geht man bei den Nine Inch Nails also von einer treuen und zahlungswilligen Anhängerschaft aus, die auch weiterhin für die noch erhältlichen Angebote fünf bis 75 Dollar abdrückt, hat sich die „Ghost I – IV“-Aktion auf jeden Fall gelohnt. Zumal es künstlerisch alles andere als ein Reinfall oder Schnellschuss ist. Somit wird für Reznor die Zahl derer zu verschmerzen sein, die sich nur den ersten Teil herunter luden, der kostenlos erhältlich war. Kein dummer Schachzug eigentlich, als Appetithappen die starken ersten neun Tracks anzubieten, auf dass der geneigte Hörer eilig zurückkommt, um dann doch mindestens den Fünfer zu löhnen. Andererseits muss man natürlich die besondere Situation sehen, in der sich Reznor befindet. Bis zu seinem letzten Album bezahlte ihn Universal, Nine Inch Nails sind im besseren Sinne eine „Kultband“, deren Klassikeralben „The Downward Spiral“ und „Pretty Hate Machine“ sich nach wie vor gut verkaufen. Somit dürfte der Sänger, wenn auch nicht reich, dann zumindest doch finanziell unabhängig sein, was den Produktionskosten für „Ghost I – IV“ entgegen kommt. Allein die aufwändige Verpackung des High-End-Produkts geht ins Geld und wird vom Fan entsprechend bezahlt. Abzuwarten bleibt, ob Reznor zukünftig Details über seine Einnahmen verrät. Jedenfalls kann er es sich dank seines Standings offensichtlich erlauben, derartige Marketingwege zu gehen, die eine für den Künstler maximierte Wertschöpfung ermöglichen und gleichzeitig größtmögliche Unabhängigkeit bietet. Dagegen wird es kleinen Künstlern weiterhin unmöglich sein, ihre MP3s unabhängig von einem Label an Onlineshops wie Amazon zu verkaufen. Doch auch für sie zeigt „Ghosts“ erneut auf, dass die Jagd nach einem Plattenvertrag nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten muss. „Declare Independence“, wie Björk es formulieren würde, bleibt auch 2008 ein erstrebenswertes Motto.