Man ist bescheiden geworden in Bezug auf Amy Winehouse. Wenn es die schwer drogensüchtige Sängerin in letzter Zeit überhaupt einmal schafft, die Crackpfeife liegen zu lassen und auf eine Bühne zu steigen, begegnet ihr die mitleidige Öffentlichkeit gegenwärtig äußerst wohlwollend. So geschehen beim Nelson Mandela-Tribut-Gig am Freitag, so geschehen beim Glastonbury-Auftritt am vergangenen Samstag. Die Presse scheint heilfroh, wenn Winehouse nicht auf ihren Hochhackigen stolpert, den Text vergisst oder überhaupt wie völlig neben der Spur wirkt. Ganz ohne Skandal kriegt die 24-Jährige aber nach wie vor keine Woche rum. Bis vor kurzem war fraglich gewesen, ob Winehouse nach akuten Lungenproblemen überhaupt wieder singen kann. Die Sängerin war am 16. Juni nach einem Ohnmachtsanfall in ein Krankenhaus gebracht und dann mehrere Tage behandelt worden. Beim laut Medienecho überzeugenden Auftritt in Glastonbury ? Anwesende beschreiben die Performance im besten Fall als durchwachsen – rutschte der Winehouse die Faust aus. Als sie während des Songs „Rehab“ in den Bühnengraben hinabstieg, um mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen, kam ihr ein männlicher Zuschauer ein wenig zu nah. Anlass für Amy, die Handgreiflichkeit auf ihre Art zu beantworten ? und den Grabscher ihre Faust spüren zu lassen. Glastonbury-Chef Michael Eavis bestätigt: „Der betreffende Besucher hat Amys Busen angefasst. Ich meine, da ist es doch ganz klar, dass sie sich wehrt. Der Typ hat es nicht anders verdient.“ Dass sie in die Rechtsauslage ging, ohne den Song auch nur für eine Sekunde zu unterbrechen, wirkt in der Tat reichlich lässig. Das ‚Prügel-Opfer‘ stellt den Hergang anders dar, bleibt aber ebenfalls gelassen. Er sei das Opfer einer Verwechslung, sagte James Gostelow zur BBC. Jemand hinter ihm habe etwas nach Amy geworfen, und sie habe gedacht, er sei es gewesen. Mache aber nix, meint der 25-jährige Londoner: Wer könne schon von sich behaupten, dass Amy Winehouse ihn geschlagen hat?