Der frühere Cure-Sänger Peter O’Toole verließ die Band, um in einem Kibbuz in Israel zu leben? Die Debütsingle „Killing An Arab“ wurde, um Rassismusvorwürfe im Keim zu ersticken, mitsamt der Albert Camus-Lektüre „Der Fremde“ an die Musikfachzeitschriften versandt? Bassist Simon Gallup verteidigte zwischen 1983/84 die Pop-Singles seiner damaligen Ex-Band allabendlich in seinem Pub? Es gibt durchaus auch für eingefleischte Fans einige vielleicht nicht ganz so verbreitete Anekdoten über ihre Lieblingsband im Fanbuch „Nach Dem Regen“ (138 Seiten, gebunden, 24,90 Euro) des französischen Autors David Fargier zu erfahren. Des Autors Liebe zur Hauptperson Die kurzweilige Lektüre liefert eine angemessen gewichtete Biografie der Band von 1979 bis 2006, im Anschluss eine Review aller Cure-Alben sowie eine Auswahl Zeitungsartikel aus der französischen Presse. Um seiner Liebe zur Hauptperson endgültig nachzugeben, lässt sich Fargier auch noch zu einem separaten Porträt über Robert Smith hinreißen. Ergänzt wird der Spaß mit rund 60 Fotos. Schon in der Einführung macht der Franzose klar, dass es ihm nicht um das Erstellen einer definitiven Biografie, sondern in erster Linie um das Vermitteln seiner Hingabe an die britische New Wave-Band der 80er Jahre geht. Mittels leider ohne Jahresangabe in den Text eingestreuter Interviewzitate der Bandmitglieder gelingt ihm so ein flüssig lesbarer Text. Drogen und Bierdosenwände Reichlich Herzblut legt er außerdem in seine Argumentation, warum das früh vergebene, plumpe „Gothic Rock“-Etikett dem Sound und der Haltung The Cures nie gerecht wurde. Vielmehr stellt er Smith als lyrischen Denker vor, dem es gelingt, Einflüsse von Baudelaire bis Kafka in seinen Texten widerspiegeln zu lassen. Ein zentraler Aspekt der Biografie nimmt die Entstehung des zerstörerisch-wütenden Albums „Pornography“ (1982) ein. Fargier taucht förmlich ein in die klaustrophobischen Umstände der Aufnahmen, in deren Verlauf Autokrat Smith haufenweise Amphetamine einwarf, während Gallup und Drummer Tolhurst im Studio emsig eine Wand aus leeren Bierdosen mauerten. „Phil Spector der Hölle“ Die Kritiken zu dem Album, das später als Fundament der Cure-Alben „Disintegration“ und „Bloodflowers“ ausgerufen wurde, waren seinerzeit vernichtend, Smith wurde als „Phil Spector der Hölle“ bezeichnet. Die etwas redundanten Einzelkritiken zu den Cure-Alben machen die schönen Interviews wett, die Fargier aus Zeitungen wie „Le Monde“ und „“Libération“ recherchierte. Dort kommen dann auch Menschen zu Wort, die sonst selten Gehör finden, etwa „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“-Produzent Dave Allen oder Roberts Ehefrau Mary.
Aug
5
2008