Wikipedia listet Bono als U2-Sänger und „politischen Aktivisten“. Letzteres wird ihm gerne als das Deckmäntelchen eines Kapitalisten und Medienprofis ausgelegt. In Mexiko City findet derzeit die 17. Welt-Aids-Konferenz statt. Für Bono-Kritiker der richtige Anlass, um mal wieder den „Gutmenschen“ im Rockstar zu geißeln. Eine nicht uncharmante Aktion findet auf der Kampagnen-Plattform The Point statt, die mit einer Online-Petition erreichen will, dass Bono sein Engagement aufgrund „mangelnder Effektivität und Kontraproduktivität“ endlich an den Nagel hängt. Im Gegenzug würde eine „großzügige Spende“ für den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria getätigt. Was lernen wir daraus? Wer sich aus dem Fenster hängt, gibt eine gute Zielscheibe ab. Zumal wenn er sich auf fachfremdem Terrain bewegt und zur oberen Riege der A-Entertainment-Promis gehört und dies auch nutzt. Mangelnde Effektivität? Das Lösen gesellschaftspolitischer Probleme bleibt ein grundsätzlich anderes und ungleich schwierigeres Geschäft als Plattenaufnehmen oder auf dem roten Teppich zu glänzen. Dem U2-Sänger einen Mangel an Effektivität vorzuwerfen, ist dennoch lächerlich: Jeder erste bis zweite Besserwisser dürfte privat weniger Geld zugunsten der dritten Welt investiert haben. Bono mag man einen Hang zum Größenwahn attestieren und vielleicht sollte er wirklich aufhören, sich mit George Bush oder Angela Merkel ablichten zu lassen und einfach nur U2-Sänger sein. Ihn oder auch Bob Geldof für ihr soziales Engagement zu kritisieren, bleibt dennoch kleingeistig und ist – von persönlicher Antipathie abgesehen – ideologisch motiviert. Rockstars, die ihre Prominenz mal nicht nutzen, um eine Sneakerlinie oder ein Alkoholmischgetränk auf dem Markt zu platzieren, sondern ihren Teil dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf drängende Themen zu lenken, gehören grundsätzlich belobigt. Und Menschen, denen es wirklich darum geht, die Not Betroffener zu lindern, nehmen jede Hilfe in Anspruch. Für Anti-Bono-Petitionen haben sie keine Kapazitäten frei.
Aug
5
2008