Mit „White Line Fever“ legen Nuclear Blast nach Mötley Crües „The Dirt“, der AC/DC-Biographie und „Justice For All: Die Wahrheit Über Metallica“ das nächste Hörbuch (Doppel-CD, 18,90 Euro) über eine Megarockband vor, die zuvor schon in schriftlicher Form veröffentlicht wurde. Bei der Wahl des passenden Erzählers der Geschichte von Ian Fraiser Kilmister fiel die Wahl auf Martin Semmelrogge. Und doch: So geil, lustig, interessant, aufschlussreich und lehrreich „White Line Fever“ auch geraten ist – eigentlich ist die Story schon wieder obsolet, denn die Mensch-Maschine Lemmy läuft immer noch auf Hochtouren, veröffentlicht Alben, legt Frauen flach und vernichtet Speed, Jack Daniels und Kippen wie kaum ein anderer, lebender Organismus. Die Schule war die Hölle Sehen wir „White Line Fever“ also einfach als eine Bestandsaufnahme von 1945 bis 2002 an, in der Martin alias Lemmy sein bisheriges Leben äußerst humorvoll und mit einem durchgehenden Augenzwinkern Revue passieren lässt. Beginnend bei der nicht ganz einfachen Jugend, die stets vom Respekt vor der Mutter geprägt ist, ansonsten aber eigentlich nur Gegner oder Provokationsobjekte zu bieten hat. Die Schule ist die Hölle und der Weg in die Musik zwar von der Liebe zur selben geprägt, aber dann doch viel mehr dadurch, dass man über sie die ersten Mädels weggrätschen kann. Drogengeschichten fast schon verharmlost Lemmys erste Schritte als Musiker und auch als Roadie von Jimi Hendrix werden zwar leider nur kurz abgehandelt, aber alleine die Drogengeschichten vor und während der Zeit mit Hawkwind sind schon ihr Geld Wert. Dass dabei die meisten Trips und Aktionen fast schon verharmlost werden und Lemmy vor allem die Musikszene ein wenig übertrieben mit der rosa Brille betrachtet, wollen wir an dieser Stelle zwar registrieren, aber beiseite schieben. Der Unterhaltungswert ist jedenfalls enorm und zwar für jedermann, selbst wenn man kein ausgesprochener Motörhead-Fan ist. Für diese fällt der Spaß auch mit dem zweiten Teil der Bio nicht wirklich ab, selbst wenn die abgefahrenen Stories da ein bisschen seltener auftauchen. Die musikalische Auswahl für beide CDs ist mit sechs Songs nicht gerade ausführlich und die Nummern sind ebenfalls altbekannt, den Themen allerdings angemessen. Wer „White Line Fever“ nicht schon als Buch daheim stehen hat und sich auf der Autobahn oder daheim gerne mal was erzählen lässt, macht hier eigentlich nicht viel falsch.
Aug
14
2008