Sep
23
2008

No Wave – Stil oder Bewegung?

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„Post-Punk. Underground. New York. 1976-1980.“ Eigentlich ist im Untertitel des Buches „No Wave“ von Thurston Moore und Byron Coley schon alles gesagt. Wer dennoch den wirklich schick aufgemachten Schmöker (Abrams Books, 144 S., Hardcover, ?18,95, eine deutsche Ausgabe ist noch nicht erschienen) aufklappt, erlebt eine äußerst unterhaltsame Zeitreise. Schon im inneren Sleeve findet sich ein Foto, das den Leser und Betrachter tief in die Siebziger nach New York holt. Dort sitzen zwischen einigen anderen Protagonisten der Szene eine äußerst selbstbewusste Anya Phillips (Musikerin, Schauspielerin und Managerin der Contortions), ein sehr scheuer James Chance (Skandalnudel sowie Frontman der Contortions und so etwas wie eine New Yorker Inkarnation von Mick Jagger), und über allen thront Lydia Lunch. Mehr als eine Nische für Freaks Der No-Wave-Queen gebührt die Ehre des Vorworts, nach einer kurzen Einleitung geht es dann in den Text. Mit zahlreichen Zitaten der wichtigsten Akteure (auch hier natürlich eine Unzahl) rekonstruieren der Sonic Youth-Sänger und -Gitarrist und der Musikjournalist Byron Coley (Forced Exposure, Spin, Wire) die Geschichte eines Musikgenres, das so viel mehr war, als nur eine musikalische Nische für künstlerisch talentierte (oder eben untalentierte) Freaks. Suicide, DNA, Mars, Teenage Jesus No Wave war eine Bewegung, wenn auch – wie in der Popmusik weithin üblich – eine unorganisierte. Von den Urvätern Suicide über Bands wie DNA, Mars, Teenage Jesus und eben die Contortions entwickelte sich No Wave ganz organisch. Und gebar die erste Noisemusik. Moore und Coley gehen ausführlich auf die einzelnen Protagonisten ein. Der Text ist gut lesbar geschrieben, wenn auch etwas unstrukturiert, nämlich gar nicht. Das stört allerdings nur wenig, denn die Autoren hangeln sich von Band zu Band und halten es so einigermaßen übersichtlich. Nur die Fülle an Namen irritiert mitunter. Halb Sachbuch, halb Bildband „No Wave“ ist halb Sachbuch, halb Bildband, und so finden sich in dem querformatigen Werk zahlreiche Fotografien, die auch dem Kenner noch nicht alle bekannt sein dürften. Ein schönes Detail sind dabei die geistreichen Bildunterschriften ? la „James gets his trousers dirty, while soundman Dan Stanger tries to make sure he’s comfortable“ bezüglich des Titelbildes. So ist „No Wave“ ein durchaus rundes Werk ebenso für den interessierten Leser wie auch für denjenigen, der einen Überblick über das Genre sucht. Wer übrigens erwartet, dass auch Sonic Youth zur Sprache kommen, der wartet vergebens. Thurston Moore selbst ist nur auf einem Foto zu sehen und die Band taucht nicht einmal im Verzeichnis auf. Und das sagen die Autoren: