Dec
24
2008

Clips vom Mars und Party-Prügeleien

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Ach ja, Weihnachten. Besinnlichkeit und so, alle Jahre wieder das gleiche. Dass es auch anders geht, beweisen folgende besonders wertvollen Videos. Flaming Lips – „Christmas On Mars“ Was 2001 als nerdiges Freizeit-Unterfangen der Flaming Lips-Clique anfing, hat sich bis heute zu einem der abseitigsten und witzigsten Projekte im weiten Feld des Indiefilms verstiegen: In „Christmas On Mars“ schicken sich frisch auf dem Roten Planeten gelandete Siedler an, das erste gemeinsame Weihnachten zu feiern. Die Low-Budget-Produktion entstammt komplett der Fantasie von Bandkopf Wayne Coyne. Er selbst führte Regie und taucht, nebst diversen Mitgliedern des eigenen und fremder Acts, als Alien im Film auf. Coyne beschreibt seinen Science-Fiction-Roman als „‚Eraserhead‘ und ‚Dead Man‘ gekreuzt mit Fantasy- und Space-Elementen wie ‚Der Zauberer von Oz‘ und vielleicht auch wie ‚2001: Odyssee im Weltraum‘, nur ohne echte Schauspieler oder Geld gedreht – und zur Weihnachtszeit angesiedelt.“ Sowohl DVD als auch Soundtrack sind seit November erhältlich, derzeit läuft „Christmas On Mars“ in den USA in zahlreichen Special-Interest-Kinos. Low – „Santa’s Coming Over“ Der Horror der Verzerrung: Wenn Kinder plötzlich nicht mehr lieb und unschuldig aussehen, wenn sie mit unnachgiebigem Blicken durchbohren, kurz: ihr Wesen mit einem Mal erwachsenen bis durchtriebenen, ja bösartigen Charakter annimmt, entstehen großartige Angstmomente. Das Berechenbare entgleitet uns, die Fassbarkeit der Welt steht in Frage, wenn uns von Dreijährigen Gefahr zu drohen scheint. Ungezählte Horrorfilme haben sich das Thema nicht erst seit Der Exorzist zu Eigen gemacht. Im Clip zur Vinyl-Single „Santa’s Coming Over“ einen die Slowcore-Indies Low ihre quälend subluminale Musik und Close-ups kindlicher Gesichter. So erzeugt die Band aus Minnesota mit minimalem Aufwand ein langsam kriechendes Angstgefühl für richtig ungemütliche Weihnachten. The Killers – „Don’t Shoot Me Santa“ Weit weniger düster ist nicht nur der synthieschwere Indieschlager der Vegas-Combo The Killers, sondern auch das Video zu ihrem diesjährigen Feiertags-Tribute geworden. „Don’t Shoot Me Santa“ arbeitet zwar wie Low mit der kindlichen Angst vor dem bärtigen Mann in rot; ihr Evil Santa verliert jedoch durch Wüstensetting und Kasperle-Theater ziemlich an Bedrohlichkeit. Die zeitlos schicken Strickpulli, in denen die Band vor Weihnachtsbaumschmuck performt, tun ihr Übriges. „Oh Santa, I’ve been killing just for fun“ … The Hives & Cyndi Lauper – „A Christmas Duel“ Leider ohne visuelle Ebene kommt dieser schunkelige Beitrag: Die Garage-Rocker The Hives und Wavepop/Gay-Ikone Cyndi Lauper haben sich zum Fest zusammengetan, um am Klavier im Duett ein kleines Feuerwerk aus besinnlichen Glöckchen und Lametta zu starten. Lyrisch beichtet Howlin‘ Pelle in wundervoller Crooner-Manier, mit der Schwester geschlafen und zur Krönung des Ganzen auch noch kein Geschenk gekauft zu haben. Aber die Lauper verzeiht schnell, denn nicht nur seine Plattensammlung steht dank ihr in Flammen. The Ramones – „Merry Christmas Baby“ In eine verwandte Richtung geht dieser Klassiker feiertäglicher Herzenswärme. Die Ramones und ihr „Merry Christmas Baby“ erzählen in dreieinhalb Minuten die Geschichte eines Paares, das Heiligabend als willkommenen Anlass nimmt, die kaputte Beziehung mal auch richtig schön handgreiflich anzugehen. Im Hintergrund geben sich die Partygäste von der Prügelei eher untangiert, und die anschließende Bescherung beweist: Das Happy End war auch schon 1989 nicht mehr das, was es vielleicht nie war.