Jan
30
2009

Comic-Helden in der Emofalle

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Gerard Way ist jedem Emo und anderen Weltschmerz- und Teenage-Angst-Rockern seit dem fulminanten zweiten Album „Three Cheers For Sweet Revenge“ ein Begriff. My Chemical Romance zeichnen sich stets auch durch ein starkes visuelles Element aus – ob in aufwändig produzierten Videos, detailverliebten Artworks oder effektreichen Liveshows. Geschuldet ist das unter anderem Ways Vergangenheit als Kunststudent und seinem Faible für Comics. Diese Leidenschaft lebt er in den USA bereits seit einiger Zeit als erfolgreicher Co-Autor der „The Umbrella Academy“-Serie aus. Die Academy wird gebildet von einer kleinen Gruppe kindlicher Superhelden, die – täglich Brot – natürlich die Welt retten müssen. Ganz existenzialistisch sind Spaceboy, Kraken, Rumour, Séance, Boy und White Violin/Vanya als quasi zusammenadoptierte Familie ins Leben geworfen. Neben allem Heldentum gilt es also ganz Emo-kompatibel, mit zwischenmenschlichen Konflikten fertig zu werden. Zynische Weltenretter Way gelingt es dabei, einen Superhelden-Comic zu schreiben, der zugleich typisch wie untypisch ist für sein Genre. Die Charaktere sind allesamt problembelastet, vielleicht sogar gescheitert, retten sich in Zynismus und einen eigenwilligen Humor. Darüber hinaus stecken die Dialoge angeblich voller popkultureller Referenzen, die jedoch zum Treil in der ansonsten guten Übersetzung verloren gegangen sein dürften. Dafür sind die Zeichnungen Bás jederzeit großes Kino, das ganz zeitgemäß auch mal den Rahmen des comictypischen Bildkästchens sprengt. Die Farbgebung unterstützt die Opulenz von Ways Erzählung ebenfalls. Lediglich kleine Sprünge im Erzählfluss stören die Lesefreude manchmal. Wer also abseits vom typischen My Chemical Romance-Output mal einen Superhelden-Comic der etwas anderen Art lesen möchte, liegt hier genau richtig. Die Sammlung der ersten sechs Comics ist unter dem Namen „Weltuntergangs-Suite“ auf deutsch erschienen (Cross Cult, gebunden, 160 S., ?19,80).