Die steilsten Gratistracks aus Pop, Rock, Hip Hop, Elektro. Diese Woche unter anderem mit BLK JKS, dem mit Abstand spannendsten Indiethema aus Südafrika 2009. Amazing Baby – Bayonets (aus „Rewild“, Shangri-La) William Roan (Gesang) und Simon O’Connor (Gitarre) sind die beiden tragenden Charaktere von Amazing Baby, die aus den beiden Bands Stylofone und Lions And Tigers hervorgingen. Man arbeitete eher als loses Projekt, ehe schließlich die eingangs erwähnte EP auf viel gutes Feedback stieß und ihnen den Vergleich mit MGMT einbrachte.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=s_pVW8ZrSyc
Dieser Rückschluss ist in der Tat nicht allzu weit hergeholt: Amazing Baby machen melodischen Space-Pop und psychedelischen Hippie-Rock, mit Hang zu ausladender Dramatik: „Head Dress“, die erste offizielle Single, ist ein hingebungsvolles Stück Musik mit ebenso aufwändigem Video, das kurioserweise stilistisch an den großspurig instrumentierten Britpop ? la Suede und Pulp Mitte der Neunziger Jahre erinnert – und das, obwohl Roan & Co. aus Brooklyn kommen. Tonspion-Tracks rotieren auch auf laut.fm/eins, der ersten Adresse für das beste von heute und das erste von morgen.
Diamond Watch Wrists – Onward Push Me Out (aus „Ice Capped On Both Ends“, Warp) Krachende Rimshots stoßen auf folkige Gitarren, vertrackte Rhythmen prallen auf Herrens verwischten Gesang. Zach Hill sorgt bei Diamond Watch Wrists mit seinem präsenten Drumming für jenen Punch, den sich Herren als Prefuse 73 sonst im Hip-Hop borgt. Hill zieht und zerrt an Herrens Folksongs, setzt sie unter Spannung oder tritt ihnen so in den Arsch, dass für Händchenhalten am Lagerfeuer einfach nicht die richtige Stimmung aufkommen will. So klingen Diamond Watch Wrists manchmal wie die folkige Version der Battles, mal wie die Hardrock-Version von Savath & Savalas. In jedem Fall aber: nie beliebig! Stattdessen wie ein wohl kalkuliertes Experiment, bei dem von Anfang an klar war, dass das Ergebnis weniger wichtig ist als der Prozess. Guillermo Scott Herren hat sich für 2009 einiges vorgenommen, Langeweile kommt dabei nicht auf. Toyfight – High Noon (aus „Peplum“, City Slang) Wie sich die Zeiten geändert haben. Galt es vor ein paar Jahren noch als echter Aufreger, wenn eine Band „im Web entdeckt wurde„, teilt einem das Begleitschreiben des Labels von Toy Fight mit, dass man diese „ganz klassisch im Internet aufgelesen habe„.
Das Debüt der Studentengruppe ist ein wundersames Werk geworden. Hektisch bisweilen, ungemein verspielt. Dann wieder zärtlich melancholisch und manchmal gar tanzbar. Es mag eine Plattitüde sein, dass man den französischen Akzent heraushört – und auch, dass man die ersten Entwürfe der Songs angeblich auf Spielzeuginstrumenten aufgenommen hat, darf als koketter Verweis auf den Bandnamen durchgehen. BLK JKS – Lakeside (aus „Mystery“, Secretly Canadian) Ihr Name steht für „Black Jacks“ und ihr A und O sind Rhythmus und Vielfalt. Das Quartett aus Südafrika gibt mit einer EP seinen Einstand, die nur schwer in eine Schublade gequetscht werden kann. Polyrhythmisch und psychedelisch, indierockig und soulig sind die Songausflüge, die an jeder Ecke und Kante mit wilden Einfällen verziert werden. Eine Santana-Gitarre im Afro-Pop, ein Hendrix-Krach in der Weltmusik und etwas Dubbiges für den Indierock. So klingen die Stücke auf der Mystery-EP, die Brandon Curtis von den Secret Machines produzierte und M.I.A.-Händchen Diplo bereits kräftig abfeiert. Eine bunte Mischung auf engem Raum also, in dem sich Melodien übereinander schichten und von den Rhythmen willenlos mitgezogen werden. Strukturen erkennt man nur hier und da mal, weil sie stehts aufgebaut werden, um eingerissen zu werden. Das führt hin und wieder zu einer gewissen Beliebigkeit im Haltlosen. Bleibt zu hoffen, dass das auf Longplayer nicht ausufert. Aber BLK JKS werden sich da sicher etwas einfallen lassen, denn in dieser Band schlummert eine riesige Vielfalt.Phoenix – 1901 (Felipe Musica Remix) (aus „Wolfgang Amadeus Phoenix“, V2) Man mag kaum glauben, dass Phoenix schon weit über zehn Jahre Musik machen. Dabei sind drei Studioalben und zwei wirklich große Hits herausgekommen: „Too Young“ entfachte seine volle Wirkung auch, weil er auf dem Soundtrack zu „Lost In Translation“ (2003) gefeatured wurde, und „Everything Is Everything“ (2004) ist die Antwort auf die Frage, wie eigentlich Pop in Perfektion klingt. Aber die Suche geht weiter. Obwohl Phoenix für einen unverkennbaren Sound stehen, liegt ihren Songs das Laissez-faire-Prinzip zugrunde. Musik wie ein entspannter Sonntagnachmittag. Der hier verlinkte Remix packt das Original von „1901“ in ein Reggae-Outfit, das ihm erstaunlich gut steht – eine erfrischende Symbiose, die man so nicht erwartet hätte. Gnarls Barkley – Mystery Man (aus „Causes 2“, Waxploitation) Seit 2004 tobt in Darfur ein blutiger Konflikt zwischen den verschiedenen Volksgruppen in der Region. Im Oktober vergangenen Jahres meldete die UNO, dass durch die trotz eines Waffenstillstandes andauernden Kämpfe erneut 40.000 Menschen aus ihren Wohngebieten vertrieben wurden. Von den versprochenen Blauhelm-Soldaten, die in der Region eingesetzt werden sollen, sind bis dato weniger als die Hälfte vor Ort. Das humanitäre Elend ist groß.
Der Erlös des „Causes 2“-Sampler von Waxploitation geht an die Organisationen „Ärzte ohne Grenzen“, „Human Rights Watch“ und „Oxfam“. Es soll speziell deren Engagement in Darfur zugutekommen. Um den Verkauf des Samplers anzukurbeln, gibt es den Beitrag von Gnarls Barkley „Mystery Man“, ein B-Seiten-Track ihrer „Who’s Gonna Save My Soul“-EP, als kostenlosen Download. Yeah Yeah Yeahs – Zero (RAC Remix) (aus „It’s Blitz!“, Universal) Man darf die abgegriffene Plattitüde der Weiterentwicklung bemühen: manch einer, der die Band bisher unter Garage-Rock der frühen Jahre abgetan hat, wird sich nun aufgrund der Catchyness dieses Albums beeindruckt zeigen.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=wFWgaXAWWLI
Auch der hier verlinkte Remix von RAC, der sich schon an den Kings Of Leons vergangen hatte, kann daran nichts ändern: Die Yeah Yeah Yeahs rocken glamourös.