Jul
31
2009

Free-Mp3s der Woche

Free-Mp3s der Woche

Die steilsten Gratistracks aus Pop, Rock, Hip Hop und Elektro. Diese Woche unter anderem mit Lou Barlow solo und einem TV On The Radio-Nebenprojekt. Miss Kittin & The Hacker – Party In My Head (Thieves Like Us Remix) (aus „Two“, Nobody’s Bizzness) Miss Kittin & The Hacker, das schillerndste Pärchen der französischen Technoszene, hat sich in den letzten sieben Jahren in jeder Hinsicht ausgelebt. Getrennt voneinander sind Caroline Hervé und Michel Amato als DJs und Liveacts durch die Clubs der Welt gezogen. Alben wurden produziert, Neues ausprobiert, aber jetzt: Zurückspulen, alles auf Anfang. Das Vokabular, mit dem Miss Kittin und The Hacker ihre Tracks formulieren, ist bekannt und tausendfach erprobt: 80er Jahre-Synthie-Pop, ein wenig New Order-Melancholie, Wave und hin und wieder technoide Unerbittlichkeit. Nicht immer greifen die Versatzstücke auf dem zweiten Album von Miss Kittin & The Hacker so gut ineinander wie bei „1000 Dreams“, das es als Free-Download gibt. Höhepunkt des Albums ist jedoch „Party In My Head“, das sich vermutlich ähnlich wie „1982“ oder „Frank Sinatra“ auf den Playlists vieler DJs wiederfinden wird. Tonspion-Tracks rotieren auch auf laut.fm/eins, der ersten Adresse für das beste von heute und das erste von morgen.

Rain Machine – Give Blood (aus „Rain Machine“, Anti) Das Albumartwork – um gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen – ist hier Programm: bunt, rund, natürlich und grenzenlos. Kyp Malone, der Künstler, der dieses Cover gezeichnet hat, trifft damit das, was er auf seinem musikalischen Soloausflug vertont, exakt ins Schwarze. Auf „Rain Machine“ hat Malone zwischen Indierockbrocken und Ethnogebimmel, zwischen Modern Jazz und Bluegrass vieles zueinander in Beziehung gesetzt. Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt er mit seiner Hauptband TV On The Radio bereits seit Jahren. „Give Blood“, der erste Vorgeschmack auf Malones aktuellen Soloausflug, zeigt deutlich, dass er bei TVOTR richtungsweisend mitredet. Aber scheinbar reicht ihm diese Baustelle nicht aus. Denn das Rain Machine-Programm will laut Malone noch einen Schritt weitergehen und steht für mehr: „A nearly full spectrum of frequencies audible to the human ear, a reflection of a variety of emotions and situations real and imagined – some rhythm some rhyme.“ Bunt, rund, natürlich und grenzenlos – nicht mehr, aber wahrlich auch nicht weniger. Cougar – Stay Famous (aus „Patriot“, Counter Records) Als wäre die Zeit stehen geblieben, klingen Cougar, als hätten sie ihr Debüt auf dem Höhepunkt der Post-Rock-Welle veröffentlicht. Dabei ist „Patriot“ erst das zweite Album der Band aus Wisconsin, bietet aber Instrumentalrock bester Chicagoer Schule. Zwischen dem jazzigen Mäandern von Tortoise und dem metallisch-elektronischen Rock von Trans Am haben Cougar ihre Nische gefunden und versuchen, Post-Rock ins nächste Jahrzehnt zu bringen. Virtuos, aber immmer im Dienste der Atmosphäre, geht die Band aus Wisconsin auf „Patriot“ zu Werk. Mal sorgen sakrale Chöre („Rhinelander“) für Kontraste, mal eine fast schon kammermusikalische Herangehensweise wie in „Absaroka“. Lushlife – In Soft Focus (feat. Ariel Pink) (aus „Cassette City“, Rapster Records) Lushlife hält auf „Cassette City“ dem Mixtape-Gedanken nicht nur optisch die Stange. Raj „Lushlife“ Haldars Einflüsse sind vielfältiger als es die Hip Hop-Polizei erlaubt, sein Flirt mit Pop und den opulenten Produktionen der Beach Boys offensichtlich. Im Alleingang produziert, geschrieben und getextet, verzichtet Lushlife fast vollständig auf Kollaborationen.

Mit Ariel Pink und Greg Saunier von Deerhoof präsentiert er lieber Gäste aus der US-Indieszene – sogar ein Duett mit Ezra Koenig von Vampire Weekend war für „Cassette City geplant, kam aber nicht zustande. Durchlässigkeit in alle Richtungen, frische Ideen, schräge Instrumentierungen und Lushlifes ruhiger Flow prägen „Cassette City“ und machen es zu einem der besten Hip Hop-Alben des Jahres. Egal ob auf CD, als Download oder auf Kassette. Word! Lou Barlow – Gravitate (aus „Goodnight Unknown“, Merge Records)2000 war plötzlich Schluss mit Sebadoh, der für den Indiekram der Neunziger so wichtigen Band. Lou Barlow, der Kopf dieses freischaffenden Vereins aus den USA, machte natürlich weiter. Gemeinsam mit Rudy Trouvé (dEUS) zum Beispiel, mit dem er für die Split-Platte „Subsonic 6“ kollaborierte, in erster Linie aber daheim allein. Fleißig bespielte er den Vierspur-Recorder, um sich via Sentridoh-Ausflüge oder Folk Implosion-Ausbrüche seiner unzähligen LoFi-Ideen zu entledigen. 2005 kam dann die große Versöhnung mit J. Mascis mit der Folge des Dinosaur Jr.-Revivals, und später standen dann auch noch aufgefrischte Sebadoh-Classics in den Händlerregalen ? das liebe Geld! Lou Barlow soll nach eigenen Angaben seinerzeit mehr als knapp bei Kasse gewesen sein. Daran hat vielleicht auch „Emoh“, das erste Album unter eigenem Namen im Jahre 2005 nicht viel verändert. Nun erscheint „Goodnight Unknown“, sein zweites Solowerk, im Oktober via Merge Redords. Und „Gravitate“, der erste Freetrack vom Album, klingt groß und erinnert anfangs sogar an damals – an „Brand New Love“ und damit an bewegende Sebadoh-Zeiten.