Die steilsten Gratistracks aus Pop, Rock, Hip Hop und Elektro. Diese Woche unter anderem mit einem brandneuen Radiohead-Track. Mayer Hawthorne – Your Easy Lovin‘ Ain’t Pleasin‘ Nothin‘ (aus „A Strange Arrangement“, Stones Throw) Mit „A Strange Arrangement“ ist Mayer Hawthorne eine perfekte Imitation der großen Motown-Zeiten gelungen. Bleibt nur die Frage zu klären, wieso man sich mit einer Imitation begnügen sollte, wenn die Originale doch nur einen Klick entfernt sind? Weil Mayer Hawthorne beweist, wie frisch und inspirierend Soul sein kann! Wem der Retro-Soul von Gnarls Barkley ein bisschen zu kalkuliert erscheint, der sollte Hawthornes heißerem Falsett eine Chance geben. Statt Patina über seine Songs auszuschütten, hat er so lange gewienert und geputzt, arrangiert und programmiert, bis sein „Sound of The Sixties“ wieder so hell funkelt wie in den besten Zeiten Curtis Mayfields. Mit dieser Einstellung und viel Aufrichtigkeit befreit sich Hawthorne schnell vom Label Retro. Zurück bleibt keine Mogelpackung, sondern ein erstaunliches Talent und fantastische Songs, bei denen selbst die lästigsten Dinge leicht von der Hand gehen. Einfach bei der nächsten Renovierung ausprobieren. Tonspion-Tracks rotieren auch auf laut.fm/eins, der ersten Adresse für das beste von heute und das erste von morgen.
Sally Shapiro – Love In July (CFCF Remix) (aus „My Guilty Pleasure“, Permanent Vacation) Wenn Sally Shapiro ihre Alben in den Achtzigern veröffentlicht hätte, würde sie wahrscheinlich nicht für so viel Furore sorgen. Denn die Schwedin, die so unglaublich schüchtern sein soll, dass sie niemals live auftreten möchte, hat mit ihren Songs die Zeit angehalten: Cosmic- und Italo-Disco in Perfektion, Giorgio Moroder und Alexander Robotnik würden sie mit Sicherheit umgehend adoptieren.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=bqEVOgZ_v3k
Sie zelebriert Space-Pop und Synthie-Sehnsucht in entrückten Tracks. Die Konsequenz, mit der sie ihren Stil immer wieder aufs Neue inszeniert, ist zweifelsohne beeindruckend. Dass ihre Vocals dabei so mädchenhaft-zerbrechlich wirken, verleiht ihrer Musik eine geheimnisvolle Attraktivität. Radiohead – These Are My Twisted Words (digital only) Von einer neuen EP war zunächst die Rede. Nachdem „These Are My Twisted Words“ in der letzten Woche bereits geleakt war und Spekulationen um jene EP bzw. ein neues Radiohead-Album und weitere extraordinäre Releasepläne gesponnen wurden, gibt die Band den genannten Track nun offiziell und in guter Qualität heraus. Wie Jonny Greenwood auf Dead Air Space schreibt, ist der Song einer der ersten, den sie nach ihrem letzten Album „In Rainbows“ geschrieben haben. Was sagt uns das? Natürlich dass dort weitere Songs und Ideen schlummern, die möglicherweise in naher Zukunft sukzessive im Netz auftauchen könnten und so zu einer EP oder gar einem gesamten Album zusammenwachsen könnten. Aber wer weiß das schon – bei Radiohead ist alles möglich …Mika – We Are Golden (Calvin Harris Remix) (aus „The Boy Who Knew Too Much“, Universal) „We are not what you think we are“ – auf diesen griffigen Satz lässt sich Michael Holbrook Pennimans bombastisches Single-Comeback herunterbrechen. Wer hat sich als Teenager nicht für etwas Besonderes, Besseres, Anderes als seine Eltern gehalten? Nur um Jahre später festzustellen, dass Sozialisation und Erziehung wirkmächtiger sind als jeder Wille zum Besonderssein.
„We Are Golden“ verfügt dabei über typische Mika-Qualitäten: Poppiger as Pop can be und trotzdem mit soviel Emphase und Bombast vorgetragen, dass man unbedingt das Wort „polarisieren“ bemühen muss. Delbo – Haubitze (aus der Gratis-EP „Petite Finesse“, Loob Musik) Nach ihrem letzten Studioalbum „Grand Finesse“ gingen die Berliner auf Tour, zogen sich zurück, kamen kurz für ein paar Daten mit ihren Freunden von Samba zurück in die kleinen Läden und verschwanden wieder kommentarlos. Dabei war „Grand Finesse“ doch ein großer Wurf, ein mit Liebe gemachtes Kunstwerk mit Hang zu einer ganz eigenen Form von Pop, das man eigentlich nicht so sang- und klanglos beiseitestellen kann. Auf jenen großen (Ent)Wurf hatten sie bereits Ende 2007 mit der „Petite Finesse“-EP aufmerksam gemacht, dieser kleinen 6-Track-Schatztruhe für Sammler und Fans, die auf ihre Konzerte kamen. Nun ist es an der Zeit, diesen Raritäten ihren exklusiven Status zu nehmen und sie allen zugänglich zu machen. Neben ihrem Hit „Apricot“ wird auf dieser EP weniger der Schritt in die Pop- als vielmehr der in die Experimentierstube gemacht: Mal mit Quetschkommode und Wind Of Change-NoGos, dann kommt Seemannsgelalle und ein offenes Proberaumexperiment, es folgt Postrock im Loop und die Infragestellung des eigenen Ansatzes sowie das Spiel mit Ideenfetzen, die sich vor, während und nach den Aufnahmen zu „Grande Finesse“ ansammelten. The Rebel Yell – Heartbreak 101 (aus „Love & War“, BBE) Sogar Mariah Carey hat sich von Poyser unterstützen lassen. Trotzdem ist “ Love & War“ von Mariah Careys High-Gloss-R&B Ewigkeiten entfernt. Mit The Rebel Yell hat sich Poyser vielmehr seinen Traum vom Funk erfüllt. Hinter der dicken Produktion, den Ausflügen in R&B, Electro und Hip Hop sind Poyser und seine Sänger SupaStar und Khari Ferrari Mateen ganz bei sich, wenn sie sich vor Prince verbeugen und den Funk aus dem Tank lassen wie in „Heartbreak 101“. Man wäre froh, bevölkerten mehr Projekte wie The Rebel Yell die Charts. Poyser verzichtet, obwohl er den Schlüssel für die Charts in der Hosentasche trägt, auf den offensichtlichen Hit. Aufmerksamkeit für das, was einem da vorgesetzt wird, geht hier vor schnellen Verzehr. Ian Simmonds – Sands Of Tunis (aus „The Burgenland Dubs“, Musik Krause) Hinter dicken Mauern und mit einer herrlichen Aussicht vor der Tür hat Simmonds seine Zeit als Burgherr genutzt, um ausgiebig auf Reisen zu gehen – musikalisch. Physisch hat er die Burg in dieser Zeit selten verlassen. Raumgreifend und luftig schweben seine fragmentarischen Dubs in alle Richtungen. Swing trifft auf Electronica, unterwirft sich dem subsonischen Bass. Ätherische Stimmen schweben wie alte Burggeister vorbei und die Hitze der „Sands Of Tunis“ hilft, um den Burgherrn auch bei Minusgraden sicher durch den Winter zu bringen. La Coka Nostra – Nuclear Medicinemen (aus „A Brand U Can Trust“, Suburban Noize Records) Sogar Eric „Everlast“ Schrody meldet sich bei der Coka Nostra als MC am Mikrophon zurück, als hätte es weder seinen schweren Herzfehler noch seine Ausflüge ins Singer/Songwriter-Genre gegeben. Komplett hat er die Akustikgitarre zwar nicht in die Ecke gestellt, am Mikro kommt Everlast aber wieder so gewaltig mies gelaunt wie zu besten House Of Pain-Zeiten rüber. DJ Lethal, bei House Of Pain der Mann am Mischpult, hat seinen alten Kumpels Danny Boy, Everlast, Ill Bill und Slaine rockige Beats zusammengesampelt, die den Nostalgia-Trip spätestens dann perfekt machen, wenn Cypress Hills Sen-Dog ins Mikro blöckt und B-Real eine nasale Punchline zum Besten gibt. Von zwei, drei Ausfällen abgesehen taugt dieses Fast-Comeback von House Of Pain jedenfalls als Impulsgeber, um sich noch einmal „Fine Malt Lyrics“ zu geben.