Nov
5
2009

Markus Kavka knickt vor Bon Jovi ein

Markus Kavka knickt vor Bon Jovi ein

U2, Depeche Mode, Metallica: Es sind wahrlich nicht die kleinen Bands, die sich Markus Kavka für seine TV-Portraits ausgesucht hat. Beim gestrigen Versuch, die Karriere des bekannten Frontmanns der Hardrock-Legende Bon Jovi nachzuzeichnen, blieb er im direkten Gespräch überraschend blass. Ob es an Bon Jovis blendend weißen Zahnreihen oder seinem oft betont missmutigen Blick lag, der zum Verzicht einer ihm nicht genehmen Frage geradezu aufforderte, Kavka tat dem Superstar den Gefallen. Nun kann man dem Moderator zu Gute halten, dass das Interview-Setting im mondänen Londoner Luxushotel ein anderes war, als das kuschelig-improvisierte Backstage-Ambiente im Berliner Olympiastadion, wo er U2-Sänger Bono treffen durfte. Im Gegensatz zu dem lockeren Iren, der Kavka noch kurz vor seinem Auftritt in Bühnenkleidung besuchte, absolvierte Jon Bon Jovi das Gespräch exakt mit der gelangweilten Routinehaltung, die man Superstars seines Kalibers gewöhnlich nachsagt und die Kavka mit „Number One!“ aufzubrechen versprach. Keine Fragen über Haare Fragen über Haare waren offensichtlich verboten, wie Kavka dem Zuschauer halb entschuldigend in einer Off-Moderation nahebrachte. Somit blieben die Archivausschnitte das einzige, zumindest teilweise auflockernde Show-Element, machten sie doch eindrücklich klar: Jahrelang ging es bei Bon Jovi ausschließlich um Haare. Stattdessen parlierte Kavka mit dem Sänger handzahm über dessen größte Errungenschaften („meine vier Kinder“) und traute sich auch nicht, dem gestandenen Rocker die Hintergründe des mit dem Backstreet Boys-Produzententeam geschriebenen Welthits „It’s My Life“ zu entlocken. Ein Hustenanfall, der den Sänger kurzzeitig außer Gefecht setzte, erhielt dagegen besondere Aufmerksamkeit. Langweilige Einspieler Selbst die Einspieler gerieten diesmal nur mäßig spannend. High Schools in den USA, seit gestern wissen es auch alle Kabel Eins-Zuschauer, sehen alle gleich aus. Bon Jovis Kinderzimmer, längst von anderen bewohnt und eingerichtet, befand sich in einer beliebigen amerikanischen Vorstadt. Fragen zur Frühzeit, als der Sänger mit erheblichem Ehrgeiz bei Plattenfirmen anklopfte, später selbst seine Band zusammen stellte und kurz darauf die Frauenwelt betörte – Fehlanzeige. Auch ein gemeinsames Einordnen seiner Gruppe im 80er Hair- oder Heavy Rock-Sektor zwischen Skid Row, Mötley Crüe und Aerosmith fand nicht statt. Zum Beinahe-Split Anfang der 90er, ebenfalls kein Wort. Scorpions als Zeitzeugen So musste man am Ende tatsächlich noch den Scorpions danken, die mit erfrischender Ehrlichkeit die alten Zeiten hochleben ließen. Freigiebig erzählten sie von dem Erlebnis, 1989 mit Bon Jovi und anderen US-Rockbands zum Moskauer Peace Festival in einer Maschine geflogen zu sein („Als wir zustiegen, war der gesamte Flieger schon dicht“). Oder wie Bon Jovis Manager zu „Runaway“-Zeiten seine Schützlinge auf der gemeinsamen US-Tour allabendlich zu den Profis aus Hannover schickte, damit sie lernen, wie man eine ordentliche Show macht. Doch der Wind hat sich gedreht: Bei den Feierlichkeiten zum Mauerfall am Brandenburger Tor spielen nächste Woche nicht die Profis, sondern Bon Jovi. Die Zuschauer störten sich indes nicht an der halbgaren Vorstellung: Mit 680.000 schalteten sogar rund 100.000 mehr ein als in der vergangenen Woche.