Nov
12
2009

Markus Kavka trifft Depeche Mode

Markus Kavka trifft Depeche Mode

Markus Kavka in der Welt der Stars. Eigentlich nach wie vor eine schöne Idee, weltbekannte Musiker zum Gespräch zu treffen, gemeinsam eine Karriere nachzuzeichnen und die Zuschauer außerdem zu Originalschauplätzen zu führen. Leider ging das Konzept mit Depeche Mode gestern Abend wieder nur teilweise auf. Nach drei „Number One!“-Sendungen kristallisiert sich immer deutlicher die Gratwanderung heraus, die der frühere MTV-Moderator auf Kabel Eins scheinbar vollziehen muss. Der vermeintlich coole Odeur seines früheren Arbeitgebers weicht nun immer mehr einem penetranten Geruch inhaltsloser Effekthascherei. Das beginnt bei den Werbe-Trailern: Ein Hustenanfall Jon Bon Jovis genügte vergangene Woche für die skandalträchtige Ankündigung: „Bon Jovi: Sehen Sie gleich, warum der Weltstar beinahe sein Interview mit Markus abbricht!“ „Warum schwitzt Martin so? Sind es unsere Fragen?“ Gestern Abend dann ein schweißüberströmter Martin Gore im Backstage-Bereich, unterlegt mit den Worten: „Martin Gore: Warum schwitzt der so? Sind es unsere Fragen? Tut mir leid, Markus, aber die waren es leider ganz und gar nicht. Es war Gores Work-Out, das unmittelbar vor dem Interview endete, was man aber dummerweise nur erfuhr, wenn man sich das ungekürzte Interview im Netz zu Gemüte führte. Die Erwartungen an die gestrige Sendung waren relativ hoch, gilt Markus Kavka doch als eingefleischter Depeche Mode-Fan. Umso unverzeihlicher, dass er Tourneen verwechselte („Personal Jesus“ sei der Hit der „Devotional Tour“ gewesen) und auch bei der Wahl der Originalschauplätze unglücklich agierte. Kein Besuch am Rose Bowl Stadion? Wenn man schon in die USA fliegt, sollte man doch Bilder vom legendären Rose Bowl Stadion in Pasadena erwarten, in dem die Band Geschichte schrieb, und nicht von dem Hotel in L.A., in dem sich Dave Gahan 1996 einen Speedball einfuhr. Diktieren hier die Kabel Eins-Bosse die Besuchsstätten, oder was? Immerhin: Das Bridgehouse, wo die Band 1980 entdeckt wurde, hätte er gar nicht zeigen können. Dort steht heute ein Parkhaus. Auch ein Spaziergang an der Küste von Gores verschlafenem Kalifornien-Nest Santa Barbara vermochte nicht das entscheidende Fünkchen Licht auf das Genie der zu porträtierenden Band werfen. Da auch das Gespräch mit Martin Gore auf rund fünf Fragen eingedampft wurde, konnte man froh sein, dass Kavka noch drei Asse im Ärmel hatte. Auf Alan Wilders feudalem Anwesen Labelboss Daniel Miller („Die meisten prophezeiten der Band ein Ende in Schwulendiscos“) stand ihm ausdauernd Rede und Antwort und in den Berliner Hansa Studios wartete mit Gareth Jones ein sympathischer und redefreudiger Langzeitproduzent der Band, der das Portrait mit den erhofften Bonmots aus alten Zeiten bereicherte. Dass Kavka auch den ehemaligen Keyboarder Alan Wilder vor dessen beeindruckendem Landhaus-Anwesen antraf, war der erzählten Geschichte ebenfalls förderlich, zumal der gelernte Pianist als Architekt des Depeche-Sounds gilt. Inga Humpe als Zeitzeugin Im Jungle und im Linientreu sei man Mitte der 80er immer rumgehangen, erzählte der dann überraschend gut gelaunt und musste natürlich auch Stellung zu Gahans Drogenexzessen abgeben. Dieses Thema wurde von den Sendungsmachern leider auch als absolut karriererelevant eingestuft, was zu Lasten der Bandstory ging. Von der „People Are People“-Periode (zu der man unsinnigerweise 2raumwohnung-Inga als Zeitzeugin vorstellte) sprang die Folge ungeniert zum Durchbruch in Amerika 1993, der allerdings schon 1988 gelang. So lag die Stärke der Sendung wie schon vergangene Woche in den Archiv-Ausschnitten, die dieses Mal einen ’83er Auftritt in einer Jürgen von der Lippe-Show und Bilder alter Fußball-Hallenturniere featurete, die die Band auf Tournee organisierte.