In einer Welt ohne Internet würde die Nachricht erstmals in den kommenden April-Ausgaben der einschlägigen Musikmagazine ein Höllenfeuer abbrennen. Das hätte eigentlich gepasst, denn in dieser Welt lebte auch die Band Kyuss, die sich 1995 nach fünf Jahren trennte und um die es hier geht. Doch es kam anders. Josh Homme wurde Rock-Superstar und in dessen Schatten multiplizierte das World Wide Web den beinahe schon mythischen Ruf seiner ersten Band. Bekanntester Gürteltierpfleger on tour Nun geht John Garcia, legendäre Frontsau des Wüstenrock-Urviehs und bekanntester Gürteltierpfleger der Welt, mit seinen alten Songs auf Tournee. Allerdings nur mit diesen, und nicht etwa mit den alten Kollegen Homme, Brant Bjork (heute solo), Nick Oliveri (heute Mondo Generator) oder Chris Cockrell (heute Vic Du Monte). Details, die scheinbar niemanden interessieren. Bereits zwei Wochen nach der angesetzten Fünf-Städte-Tour durch Deutschland, hissten Münchens Feierwerk und Kölns Underground (sehr drollige Idee, übrigens) die weiße Flagge. 1.500er Locations für den One Inch Man Kurzerhand wich man ins Münchner Backstage-Werk aus bzw. in die Kölner Live Music Hall. Gerade wurde auch Berlins Festsaal Kreuzberg voll, so dass man hier ins Astra umzieht. 1.500er Locations sind eine späte Belohnung für Garcia, dessen Band niemals über Club-Status hinaus kam. „Das Feedback auf die Termine war der Hammer“, lässt Tour-Promoter Niels Andersen das übliche Understatement gleich mal stecken. Andersen ist selbst Kyuss-Fanatiker und gibt offen zu, dass im Jubeltaumel unmittelbar nach Erhalt der Nachricht auch ein winziges Fünkchen Skepsis lauerte. Denn: Kyuss sind eine Legende. Und Legenden in der Regel unantastbar. Josh Homme gab John seinen Segen So dachte Garcia noch vor drei Jahren selbst, als er im laut.de-Interview trotz lukrativster Reunion-Show-Angebote von angeblich bis zu einer 250.000 Dollar für einen Auftritt zu dem Schluss kam: „Wenn du die Chance hattest, Kyuss zu sehen, sehr gut. Wenn nicht, geh auf fucking Youtube und such dir da was zusammen.“ So sieht es jedenfalls seit der Trennung Josh Homme, der seinem Kumpel nun zwar nur das Beste wünschte, wie man hört, gleichsam aber auf dem Titel ‚John Garcia plays Kyuss‘ bestand. Wünsch dir deine Lieblings-Setlist! Doch Fans wissen: Wenn Garcia in der Vergangenheit bei Hermano-Konzerten mit einem Kyuss-Song endete, lag der Club in Trümmern. „Ich denke, das ist ein elementarer Grund, warum viele Fans von damals sagen: Okay, die anderen Typen sind zwar nicht dabei, aber ich will diese Stimme auf diesen Songs wiederhören“, so Andersen. Ebenfalls schön ist die Idee, dass Fans ihre Lieblings-Setlist für die Tour auf MySpace („John Garcia’s Latest Blog Entry“) zusammen stellen dürfen (Link siehe unten). Bald werden wir erfahren, ob Neu-Gitarrist Bruno Fevery die erdig warmen und technisch filigranen Riffs des Saitenschamanen Homme wird replizieren können. Und ob diese einmalige, bluesige Gitarrenmutation aus Flanger und Wah-Wahs altbekannte Naturgewalten auslösen wird. Am Bass steht Jaques de Haard und an den Drums sitzt Rob Snijders. Gerüchte um französischen Festival-Gig Im belgischen Gent geht die Begeisterung derart durch die Decke, dass Garcia & Kyuss hier sogar eine Nachmittagsshow vor der regulären einschoben. Französische Fans spekulieren derweil, ob es auf dem Wacken-Äquivalent Hellfest im Juni zu einer 75%-Reunion kommt. Neben Garcia plays Kyuss stehen in der Bretagne auch Brant Bjork und Nick Oliveri auf dem Festivalplan.
Mar
9
2010