Dec
8
2010

„Sich verlieben ist furchtbar!“

„Sich verlieben ist furchtbar!“

Da soll mal noch einer sagen, Metaller seien nicht romantisch veranlagt. Ich kann jetzt nicht für die IG Metall sprechen, aber der durchschnittliche, langhaarige Bombenleger frisst auch gern mal Rosen, pinkelt im Sitzen und lässt eigentlich keine halbvolle Bierflasche irgendwo rumstehen. Es sei denn, er ist beim Austrinken ins Koma gefallen. Wem das alles noch nicht romantisch genug ist, der wendet sich an die Erika Berger der Rockmusik – das ist natürlich Lemmy. Der wurde kürzlich gefragt, ob er ebenfalls nach der einen, wahren Liebe sucht. „Sich verlieben ist furchtbar!“ Darauf knarzt unser Lemmy: „Macht das nicht jeder? Aber sich verlieben ist furchtbar. Das verwandelt dich in einen Idioten, der sich wie ein Trottel benimmt. Du endest damit, dass du nachts an ihrem Haus vorbei läufst und sehnsüchtig zu ihrem Fenster hinauf schaust. Wer will denn so leben?“ Dennoch ist selbst Lemmy nicht vor der Liebe gefeit. „Oh, mein Herz wurde schon viele Male gebrochen. Frauen verlassen mich immer, weil ich mich nicht binden will, aber eine feste Bindung verändert alles. Wenn man zusammen zieht, verliert man jeglichen Respekt vor dem anderen. All die schmutzige Unterwäsche, die Handtücher, das Schnarchen und Furzen. Macht dich so was an? Mich nicht. Wenn man jemanden zum ersten Mal trifft, zeigt man sich immer von seiner besten Seite, es gibt da diese gewisse Magie. I never wanted the magic to stop.“ Ich sag’s doch – alles Romantiker. Wer’s immer noch nicht glaubt, fragt eben den Bobby ‚Blitz‘ Ellsworth, den Sänger von Overkill. Der hat auf die Frage, ob es für Labels denn schwer wäre, seine Band unter Vertrag zu nehmen geantwortet: „Wenn man mich mal nett zum Diner ausführt und mir davor ein paar schöne Blumen schenkt, dann kann mich jedes Label haben!“ Gaaanz alte Schule, sag ich da nur. Voices vs. Violence Um in dieser Kolumne auch mal auf was Sinnvolles zu sprechen zu kommen: Bei der Pressekonferenz zum Album „Autonomie“ von Der W. kam die Sprache auf das Projekt „Voices vs. Violence“, das der ehemalige Onkelz-Bassist zusammen mit dem Bremer Soziologen Cornelius Peltz bereits vor vier Jahren ins Leben gerufen hat. Bei „Voices vs. Violence“ geht es darum, direkt mit Gewalt-Tätern und -Opfern in Kontakt zu treten. Weidner war früher auch kein Kind von Traurigkeit und hat vermutlich genauso oft auf die Fresse gegeben wie eingesteckt. Also weiß der Mann, wie Gewalt entsteht und aus welchen Gründen sie angewendet wird. Die besten Voraussetzungen, mit solchen Leuten das Gespräch zu suchen und andere Wege zu finden, sich auszudrücken, als Gewalt. Der W ist sowohl in Schulen, als auch in Jugendhaftanstalten unterwegs und sucht den direkten Kontakt zu Tätern und Opfern. „Das war eine sehr interessante Erfahrung und ich merke auch, wie in diesen Gesprächen unheimlich viel passiert. Dabei spreche ich über meine Erfahrungen genauso wie über meine Lösungen. Die versuche ich aber nicht als Allgemeinlösung zu verkaufen, sondern will eigentlich nur, dass manche über ihre Situation nachdenken.“ Doch keine Zweitkarriere als Eisballerina Es gibt ja gerade im Metal genug Prominente, die sich früher als gewaltbereite Hohlbirnen hervorgetan haben, mittlerweile aber erwachsen geworden sind. Wenn die sich alle für solche Projekte einsetzen würden, wäre damit vermutlich einiges zu erreichen. Schließlich, um zwei Stories der vergangenen Metalsplitter noch mal aufzugreifen: Mötley Crüe-Sänger Vince Neil ging der Arsch mittlerweile auf Grundeis und somit ist die Zweitkarriere als Eisballerina leider gelaufen. Und das Video zum Weihnachtssong von Corey Taylor findet ihr hier: