The Kinks landeten Monsterhits wie „You Really Got Me“ und brachten es über Kultstatus dennoch nie hinaus. Ihr grandioses 1970er-Album „Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One“ erscheint nun bei Legacy als Expanded Edition mit unveröffentlichten Bonustracks – höchste Zeit, eine britische Legende wiederzuentdecken!
Text: Ernst Hofacker
Ray Davies, Sänger und Mastermind der englischen Kinks, saß in einem Flugzeug über dem Atlantik und war genervt. Denn die BBC hatte sich rundheraus geweigert, „Lola“, die aktuelle Single seiner Band, im Radio zu spielen. Begründung: Im Songtext kam das Wort „Coca-Cola“ vor, und das hielt man bei der öffentlich-rechtlichen UK-Sendeanstalt für unerlaubtes product placement. Also musste Davies, der sich mit seiner Band gerade auf US-Tournee befand, zurück nach London fliegen, um dort im Studio für die Single-Fassung von „Lola“ eine Zeile neu einzusingen, in der es nun hieß: „I met her in a club down in old Soho where you drink champagne and it tastes just like cherry-cola“.
Vertonter Rundumschlag
Ein 6.000-Meilen-Trip für ein einziges Wort – symptomatisch für die Kinks und ihre permanenten Probleme mit Management, Medien und Plattenindustrie. Kein Wunder also, dass „Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One“, das Ende November 1970 veröffentlichte achte Studioalbum der Band, zur beißend-scharfen Satire auf das Showbusiness und seinen geldgierigen Betrieb geriet. Musikalisch angesiedelt zwischen hartem Rock, verspieltem Folk und Music-Hall-Anklängen, geißelte das Konzeptalbum die Musikverlage („Denmark Street“), die Popjournaille („Top Of The Pops“) und das primär an kommerziellen Interessen orientierte Musikbiz im allgemeinen („The Moneygoround“).
Aber Davies verstand es, die stellenweise bittere Abrechnung in attraktive Songs zu kleiden, allen voran der Welthit „Lola“ und das ebenfalls in den Charts höchst erfolgreiche „Apeman“. Folglich verkaufte sich auch das Album selbst achtbar und stärkte die Verhandlungsposition der Band gegenüber der Industrie. Das Ergebnis war ein langfristiger und gut dotierter neuer Plattenvertrag mit RCA, wo die Kinks ein Jahr später mit „Muswell Hillbillies“ ein weiteres Meisterwerk herausbrachten.
Doppel-CD mit Raritäten
Am 15. August erscheint „Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One“ neu als Doppel-CD in einer Expanded Edition. CD 1 bietet Mono- und Stereomixe der Albumtracks sowie bisher unveröffentlichtes Material und alternative Versionen der Songs. Auf CD 2 des Sets ist das Soundtrack-Album „Percy“ zu hören, das die Kinks 1971 für die gleichnamige Filmkomödie des Regisseurs Ralph Thomas einspielten. Auch hier finden sich zahlreiche Bonustracks und bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Abgerundet wird das Paket durch ein aufwendiges Booklet mit neuen Liner Notes sowie seltenem Fotomaterial.
TIPP: Lesen Sie hier 60 Jahre Rock’n’Roll: Die groovigen 70er
- › Jetzt Kaufen: