Man kann eine halbe Ewigkeit warten, bis eine Band wie Lonely The Brave auf der Bildfläche erscheint. Doch alle paar Jahre geschieht es schließlich doch: aus dem Nichts taucht eine Gruppe Musiker auf, die es vermag, die Phantasie aller zu beflügeln – vom klassischen Rockfan bis hin zum landesweiten Radioprogrammchef. Jedes Jahrzehnt bringt möglicherweise eine Band von einer musikalischen Intensität und emotionalen Resonanz wie Lonely The Brave hervor. Wenn man großes Glück hat, erlebt man einmal in jeder Generation eine Band, der es aufgrund ihrer Originalität gelingt, jene unaufhaltsamen, unvergesslichen, großen Hymnen zu kreieren, die der britischen Rockmusik ihren Platz unter den führenden Musiknationen manifestiert.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Lonely The Brave eine derartige Band sind. Dem aus Cambridge stammenden Quartett ist es als einer von ganz wenigen britischen Gitarrenbands gelungen, in die nahezu uneinnehmbare Festung namens Radio 1 Daytime Program vorzudringen. Die Genre-Presse flippt komplett aus und im Vorprogramm von Bands wie Don Broco, The Deftones und Black Rebel Motorcycle Club erspielte sich die Band jede Menge neuer Fans.
LTB ist eine Band, die zweifellos über genug Substanz verfügt, um den Buzz zu rechtfertigen. Nach dem Erfolg der „Backroads EP“ 2013, die vom Kerrang!-Magazin mit einem der seltenen 5K-Reviews bedacht wurde, erscheint mit dem ersten Full-Length-Album „The Day’s War“ nun eines der bemerkenswertesten Rock-Debüts der vergangenen Jahre. Die Intensität an Fan-Euphorie, wie sie bei den Gigs des Quartetts herrscht, erlebte man zuletzt in den Anfangszeiten von Muse oder Biffy Clyro. Bei ihrer Headliner-Show in London spielte die Band das gesamte Album – und obwohl das Songmaterial zum Großteil noch unbekannt war, gelang es den vier Musikern, den Saal zum Rasen zu bringen.
Die vier jungen Männer im Zentrum des Sturms bleiben derweil beharrlich ruhig. Sänger David Jakes, Bassist Andrew Bushen und Drummer Gavin „Mo“ Edgeley formten Lonely The Brave vor vier Jahren aus den Überbleibseln diverser anderer Bands aus Cambridge, später stieß Gitarrist Mark Trotter hinzu, buchstäblich nur wenige Minuten nachdem Marks alte Band ihr letztes Konzert gegeben hatte.
„Als ich David singen gehört hatte, war für mich die Sache klar„, grinst Mark. „Solche Stimmen hört man nicht sehr oft.“ Die Band nahm sich vor, auf keinen Fall wie die Summe ihre musikalischen Einflüsse zu klingen. „Dann geschah plötzlich etwas“, schmunzelt Andrew, „alles fügte sich zusammen und wir begannen, wie Lonely The Brave klingen.“
Und das ist auch ganz okay so, denn – und das ist in Zeiten von Me-Too-Bands und Trendjägern recht ungewöhnlich – Lonely The Brave klingen tatsächlich wie keine andere Band. Hört man ganz genau hin, so kann man möglicherweise das entfernte Echo des majestätischen Pearl Jam-Rocksounds oder Radiohead jener Zeiten vernehmen, als sie esoterische Intensität mit mitreißender Hymnenhaftigkeit zu kombinieren wussten. Letzten Endes jedoch ist der Kraft und Qualität, die Songs wie „Trick Of The Light„, „Backroads“ und „The Blue, The Green“ in den Herzen und Hirnen der Rockfans dieses Planeten verankert, ebenso brillant wie einzigartig.
Kein Wunder also, dass „The Day’s War“ eines der heiß ersehntesten Rock-Debütalben seit Jahren ist. Dabei waren die Umstände, unter denen der Longplayer entstand, alles andere als einfach: so zwang die prekäre finanzielle Situation die Band oft dazu, im Bus vor dem Studio zu schlafen und sich ins nächstgelegene Schwimmbad zum Duschen zu Schmuggeln. Der Platte selbst hört man die beschwerliche Zeit jedoch nicht an. Vom melodiösen Uptempo-Song „Trick Of The Light“ über das beklemmende „Kings Of The Mountain“ bis hin zum brodelnd epischen „Call Of Horses“ ist „The Day’s War“ eine musikalisch treffsichere, emotional überwältigende, moderne Rockplatte.
Hier sind Lonely The Brave – die Band, auf die die Welt gewartet hat.
1. Intro
2. Trick of the Light
3. Backroads
4. Islands
5. Dinosaurs
6. Deserter
7. Untitled
8. Kings of the Mountain
9. Victory Line
10. Black Saucers
11. The Blue, The Green
12. The Day’s War
13. Call of Horses
14. Outro
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