Exzellente Bands schaffen es, jede Konzerthalle und jedes Festival im Sturm zu erobern. Aber dazu braucht es auch herausragende Songs, sprich Alben, die jeden „test of time“ mit Bravour bestehen. Wenn Bühnenmagie und kompositorisches Genie aufeinandertreffen, werden Legenden geboren.
Text: Michael Rensen
Als die kalifornische Metal-Band Korn 1994 mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum direkt Doppelplatin in den USA einfährt, wird sie in der Rock- und Metal-Presse noch belächelt und verrissen, doch spätestens die dritte Scheibe „Follow The Leader“ (1998) beweist auch dem schärfsten Kritiker, dass hier ein neuer, origineller Sound seinen weltweiten Siegeszug angetreten hat. Mit ihrer teils verstörenden, teils herb-schönen Mischung aus Hardcore, Death- und Industrial-Metal, Hip-Hop und Psychopathen-Rock sprechen die Bakersfield-Boys Millionen frustrierter Teenager aus der Seele und avancieren zu den Vorreitern der Nu-Metal-Szene. Im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen gelingt es Korn dabei, ein gutes Gleichgewicht zwischen emotionalen Achterbahnfahrten und kompaktem Songwriting zu finden.
Dass der vermeintliche „Geistesgestörten-Metal“ viel Tiefgang besitzt, zeigt sich vor allem, wenn Korn auf eine Konzertbühne steigen. Selbst bei großen Festivals, bei denen nicht nur eingefleischte Fans im Publikum stehen, schaffen es Jonathan Davis und seine Mitstreiter, eine intensive, pulsierende Atmosphäre zu erzeugen, der man sich kaum entziehen kann. Wenn düstere, schroffe Hits wie „Freak On A Leash“, „Got The Life“ oder „Falling Away From Me“ ins Auditorium donnern, bleibt niemand unberührt, und Korn gelingt es problemlos, auch als Headliner mit einem langen Programm das Intensitätslevel konstant hoch zu halten.
„Follow The Leader“ ist bis heute mit weltweit über 14 Millionen verkauften Exemplaren Korns erfolgreichste Platte und eine der wichtigsten Veröffentlichungen des Nu-Metal-Genres. Die eigenständige, phasenweise abgrundtief finstere Stilmixtur hat mit den Jahren nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren, und Gastauftritte von unter anderem Fred Durst (Limp Bizkit) und Ice Cube runden die Scheibe stimmig ab.
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Korn – Take A Look In The Mirror
Das sechste Korn-Album aus dem Jahr 2003 ist nicht etwa, wie man angesichts der Multi-Platin-Erfolge der Kalifornier vielleicht erwarten könnte, das routinierte Werk einer in jeder Hinsicht gesättigten Band, sondern ein Aufbruch zu neuen Extremen. Nie zuvor klang die Gruppe so brachial, nie war das Riffing so hart und die Aggressivität so überdeutlich spürbar. Für nicht wenige Fans ist „Take A Look In The Mirror“ die beste Scheibe von Jonathan Davis & Co.
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