Bob Dylan hat die Musikgeschichte seit dem Anfang seiner Karriere mitgeschrieben. In diesem Beitrag schauen wir uns zwei seiner Meilensteine an, die in den 1960er- und 70er-Jahren Akzente setzten und bis heute nichts von ihrem Glanz verloren haben: BLONDE ON BLONDE und BLOOD ON THE TRACKS.
Seit HIGHWAY 62 REVISITED spielt Bob Dylan in einer eigenen Liga, doch er hat sein kreatives Pulver noch lange nicht verschossen – und noch viel zu sagen. BLONDE ON BLONDE, die erste Doppel-LP der Popgeschichte, sorgt bei Erscheinen für Furore und wirft mit „Rainy Day Woman # 12 & 35“, „I Want You“ und „Just Like A Woman“ drei große Hits ab.
Die Aufnahmen finden erstmals in Nashville statt, Dylan und seine Entourage sorgen in der Country-Metropole für Aufruhr und scheren sich wenig um die festgefahrenen Studio-Rituale. In seiner Autobiografie „Chronicles Volume One“ beschreibt er die Situation in süffisanten Worten: „In dieser Stadt lebte man wie in einer Seifenblase. Fast hätten sie [Organist] Al Kooper, [Gitarrist] Robbie Robertson und mich wegen unserer langen Haare aus der Stadt gejagt. Alle Songs, die dort entstanden, handelten von untreuen Ehemännern, die ihre Frauen betrügen – oder umgekehrt.“
Und doch scheint ihn das Klima dort zu inspirieren. Dylan und seine Musiker brauchen in diesem Frühjahr nur wenige Tage, um das gesamte Material einzuspielen, entsprechend spontan und organisch klingt das Album. Auch textlich schöpft Bob aus den Vollen: „Sad Eyed Lady Of The Lowlands“ ist eine epische Ode an seine Ehefrau Sara und nimmt mit über elf Minuten eine ganze Albumseite ein, das grandiose „Visions Of Johanna“ macht seinem Titel alle Ehre und gerät mit seiner Fülle an atmosphärischen Bildern und rätselhaften Metaphern zu einem wahrhaft visionären Song – damit verschmilzt Dylan endgültig Pop und Literatur. Der Rest der Rockwelt kann da nur staunend den Hut ziehen. Spätestens nach diesem Album wird klar, was Bruce Springsteen meinte, als er über Dylan sagte: „Bob hat unseren Kopf befreit, so wie Elvis unsere Körper befreit hat.“ Auch nach weit über 50 Jahren gilt BLONDE ON BLONDE als eines der wichtigsten und besten Alben der Musikgeschichte. Und das völlig zurecht.
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Nach seinem Motorradunfall im Juli 1966 hatte sich Dylan weitestgehend ins Private zurückgezogen und seine Platten ohne begleitende Tourneen veröffentlicht. Erst 1974 stand er, unterstützt von The Band, wieder auf der Bühne und überraschte das Publikum mit Neuinterpretationen seiner Songs – nachzuhören auf dem brillanten Live-Mitschnitt BEFORE THE FLOOD. Es war die Wiedergeburt des Performers Bob Dylan – und das zu einer Zeit, als die Suche nach „dem neuen Dylan“ gerade ihren Höhepunkt erreicht hatte.
BLOOD ON THE TRACKS (1975) zeigt dann eindrucksvoll, dass auch der erneuerte Komponist Bob Dylan bereit für den nächsten Gipfelsturm ist. Es ist sein bestes Werk seit BLONDE ON BLONDE, obwohl – oder gerade weil – es in einer persönlich schweren Phase entsteht, denn seine Ehe liegt in den letzten Zügen. Die zehn Songs beeindrucken mit höchster Handwerkskunst, das eröffnende „Tangled Up In Blue“ zählt bis heute zu den Höhepunkten in Dylans Katalog. Seine Stimme ist so emotional und geschmeidig wie kaum jemals zuvor, auf „Meet Me In The Morning“, einem klassischen Zwölftakter, liefert er den vielleicht besten Blues-Gesang seiner bisherigen Karriere ab.
Trotz seiner privaten Turbulenzen ist BLOOD ON THE TRACKS eines seiner zugänglichsten Werke. Kritiker Robert Christgau schreibt in The Village Voice: „Dylans neue Haltung ist ebenso verwirrend wie all seine früheren, aber die erste und tiefste Überraschung liegt in der Musik. Insgesamt ist dies die reifste und sicherste Platte des „Leader“.
1975 markiert einen Wendepunkt in Dylans Leben und Karriere. Nicht nur „Blood“ und „Flood“ werden von der Presse hoch gelobt und vom Publikum scharenweise gekauft, auch THE BASEMENT TAPES, Dylans sagenumwobene Sessions mit The Band aus dem Sommer 1967, kommen in diesem Jahr auf den Markt. All das sorgt für einen neuen Dylan-Boom. Das Magazin Sounds schreibt: „Amerika scheint sich mitten in einer Dylan-Renaissance zu befinden.“ Zehn Jahre nach seiner ersten absoluten Blütephase ist der Meister wieder in aller Munde.
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Das Beste von Bob Dylan findet ihr in der Top Tracks Playlist:
In Kürze ►► Bob Dylan: 6 aus 39 – Alben für die Ewigkeit (Folge 3)
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