Oct
16
2015

Nothing But Thieves: Debütalbum jetzt downloaden

Nothing But Thieves

Stell dir zwei Auto-Alarmanlagen vor, die gleichzeitig losgehen. Je nachdem, in welcher Stimmung du ohnehin schon bist, fändest du das ziemlich ärgerlich, oder? Vielleicht wärst du nur leicht genervt, vielleicht würdest du vor Wut aber auch fast platzen. Ganz sicher aber wäre es für dich nicht der Moment der plötzlichen Erleuchtung, auf den du gewartet hast. Bei Joe Langridge-Brown, Gitarrist bei Nothing But Thieves, passierte aber genau das.

Im Auto, auf dem Heimweg von einer schier endlosen Session, in der er mit seiner Band an neuen Songs schrieb, erwies sich eben dieser Klang von zwei konkurrierenden Auto-Alarmanlagen als überraschende Inspirationsquelle. „Wir hatten das Demo für den Song Emergency gemacht und den ganzen Text fertig, aber das Hauptstück fehlte noch„, erinnert sich der Gitarrist. „Ich fuhr nach Hause und hörte diese Alarmanlagen und ich dachte, ‚Warte mal!‘ Ich habe immer mein Telefon mit Stimm-Rekorder dabei und ich nahm es auf.

Joe hat früher Pizza ausgefahren und er schickte mir immer Aufnahmen, auf denen er beim Ausliefern sang, im Hintergrund waren immer die Motorgeräusche zu hören„, fügt Gitarrist und Keyboarder Dom Craik hinzu. „Ich versuchte, passende Akkorde dazu zu finden und wir schickten das Ganze hin und her um zu sehen, was funktionieren würde.

Ausschnitte von Graffitis an irgendeiner Hauswand; Szenen, die sie unbeteiligt auf dem Heimweg aus einem Club beobachtet haben; die beklemmende Enge einer überfüllten U-Bahn – Nothing But Thieves sammeln überall Schnipsel und Schnappschüsse, die das Leben im Jahr 2015 dokumentieren, und weben sie ein in den Klangteppich ihrer mitreißenden, himmlischen musikalischen Mischung. Musik, die wie ein Presslufthammer donnern kann, hier mit verzerrten Elektro-Parts zuckt und da in einen elastischen Groove ausufert oder sanft und gefühlvoll schimmert wie die erlöschende Glut eines Lagerfeuers mitten in der Nacht.

Die Geschichte von Nothing But Thieves beginnt in einer Schule in Essex, wo Sänger Conor Mason auf Joe Langridge-Brown trifft und sofort weiß, dass er mit dem vielversprechende Gitarristen unbedingt zusammen Musik machen muss. „Als ich ihn traf, war er der typische kleine Rocker-Junge„, erinnert sich Mason. „Außer ihm hatte keiner lange Haare oder eine Gibson-Gitarre und ich dachte, ‚Ich will mit dem Typen in einer Band sein, der ist cool‘. Bis ich merkte, dass er ein Arsch ist.“ [er lacht]

Obwohl beide schon vorher Musik gemacht und in zahlreichen anderen Bands gespielt hatten, entdeckten die zwei nun die faszinierende Kraft von Masons Stimme und erkannten, dass sie etwas gleichwertig Einzigartiges um den Gesang herum bauen mussten.

Masons Stimme ist in der Lage, engelsgleich zu schweben und sich mit einer emotionalen Kraft himmelwärts zu drehen, die im vollständigen Gegensatz zum zarten Alter ihres Erzeugers liegt. Dann wieder gibt sie Vollgas und verliert sich in einem einzigartigen Klagegesang. Seine Stimme wurde schon mit Jeff Buckley, Thom Yorke und Matt Bellamy verglichen, die gefühlvolle Intensität ist aber zu hundert Prozent seine eigene. Als Craik Mason einige Jahre später am College traf, verfiel auch er dem Bann seiner Stimme. Er brachte seinen älteren Cousin Phil Blake am Bass gleich mit in die aufkeimende Band ein. Nachdem sie noch ihren Freund und Schlagzeuger James Price von einer ihrer früheren Vorbands abgeworben hatten, waren Nothing But Thieves in ihrer aktuellen Besetzung komplett.

Sie hatten zwar eine grobe Vorstellung von der Musik, die sie machen wollten, hielten sich aber selbst noch nicht für gut genug, um das Ganze auf Papier zu bringen. Statt also weiterhin in und um Essex herum einen Auftritt nach dem anderen zu machen, schlossen sie sich erst einmal ein und begannen intensiv zu schreiben und mit der Musik zu experimentieren. So wollten sie den Sound, der schon in ihren Köpfen war, in die Realität umsetzen. Mit erspartem Geld aus einer Reihe von Aushilfsjobs finanzierten sie sich Ende 2012 selbst eine Inspirations-Reise nach Amerika, wo ihr Management sie mit Produzenten in Los Angeles, Nashville und New York zusammen brachte. Auch wenn die Reise sich im Nachhinein als unbezahlbare Erfahrung erwies, geschah das doch aus anderen Gründen als die Band geplant hatte.

Es war wahrscheinlich alles ein bisschen zu formelhaft und wir mögen es eher zu experimentieren„, denkt Langridge-Brown. „Auf gewisse Weise hat uns der Trip gezeigt, was wir nicht wollen. Es hat offensichtlich funktioniert, denn wir kamen zurück und schrieben mehr oder weniger sofort die Songs, die dann zu unserer ersten EP wurden.

Mit der in Eigenregie veröffentlichten EP „Graveyard Whistling“ im Dezember 2013 begannen die Songs aus ihnen herauszusprudeln. Die Band häufte dutzendweise Stücke an, die sich nicht in eine Schublade stecken ließen.

Dieser unbändige Wunsch, ohne auferlegte Grenzen Neues zu schaffen, macht „Nothing But Thieves“ zu einem Album, das man unmöglichen einordnen kann. Vom Aufeinanderprallen von gewaltigen Zeppelin-großen Riffs und prallen Grooves in „Ban All The Music“ über die schmerzgeplagte Melancholie in „If I Get High“ bis hin zum Gänsehaut-Herzstück des Albums „Lover, Please Stay„, das wenig mehr braucht als die herausragende Leistung von Masons Stimme, setzt das Album das Sicherheitsdenken von so manchem Debütalbum völlig außer Kraft. Wirklich, die meisten Bands, die einen Song schreiben, der so gut ist wie das unter Hochspannung stehende Glam-Stück „Drawing Pins“ oder das Elektro-Chaos von „Hostage„, würden vermutlich eher noch zehn Versionen des gleichen Songs hinterherschießen, statt direkt mit etwas völlig Neuem daherzukommen.

Ich würde lieber scheitern, weil wir zu abenteuerlich oder zu vielseitig waren, und nicht weil wir zu vorsichtig waren„, meint Langridge-Brown. „Wenn jetzt alles Scheiße läuft, haben wir es wenigstens versucht und es ist genau so geworden, wie wir es wollten.

Wenn man die Kraft und die Bandbreite ihres Debütalbums betrachtet, sieht es nicht so aus, als könne für Nothing But Thieves irgendwann in absehbarer Zeit irgendetwas „Scheiße laufen„.

Zwei Dates stehen im November an. Hier gehts hin:

05.11.2015 Berlin
14.11.2015 Köln

Tix bekommt ihr HIER.

NBT_Cover

https://youtu.be/KKExk8e2VMw