In Rodeo begann eine der wohl ungewöhnlichsten Erfolgsgeschichten der neueren Punkhistorie. Der kleine Ort außerhalb von San Francisco ist die Heimatstadt von Billy Joe Armstrong und Mike Dirnt, ihres Zeichens Sänger/Gitarrist und Bassist von Green Day. Und dorthin geht Marc Spitz, ehemaliger Autor des US-Musikmagazins Spin und eines Buchs über den L.A.-Punk sowie des Romans „Wann Nur, Wenn Nicht Jetzt?“. Der Journalist zeichnet in „Nobody Likes You – Tauch Ab Ins Rebellische Leben“ äußerst gewissenhaft und detailreich die Karriere des Trios nach und vermittelt dabei unterhaltsames Popwissen. Von der Gesangskarriere des nur fünfjährigen Billy Joe über das gemeinsame Abhängen als junge Teenager im wichtigsten Club der Gegend, dem 924, Gilman Street, den unerwarteten Erfolg der dritten Platte „Dookie“, der kreativen Durststrecke gegen Ende der Neunziger bis zur Wiederauferstehung im Jahre 2004 mit der grandiosen Rockoper „American Idiot“ gibt Spitz dem Leser das Gefühl, ganz nah an der Band dran zu sein. So „erlebt“ man mit, wie die Band aus der Szene heraus wächst und sich seitdem immer wieder für die Öffnung zum Pop hin rechtfertigen muss. Mit detailliertem Insiderwissen ausgestattet, bringt der New Yorker Fans wie Nichtfans gleichermaßen die Motivationen, die kreative Kraft, das Innenleben der Band nahe. Er leuchtet das Dreigestirn von allen Winkeln aus und lässt auch Kritiker zu Wort kommen, wenngleich er sich mit vorliegender Arbeit zweifellos als Fan outet. So erklärt er Green Day zu einem Phänomen, und wenn man seiner Lesart folgt, kann man dem durchaus zustimmen. Das Buch lebt von seinen interessanten und ausführlichen Ausflügen in die Geschichte des Bay Area Punk, in die Befindlichkeitswelten derjenigen Punks, die den Aufstieg einer Band aus ihrer Mitte aus nächster Nähe mitbekommen haben, aber auch von den intimen Darstellung des Seelenlebens der einzelnen Mitglieder sowie ihrer Familien. Diese Exkursionen bleiben deshalb interessant, weil neben der Band, die mit Spitz für dieses Buch zusammengearbeitet hat, zahlreiche Repräsentanten der Szene, aber auch herausragende Persönlichkeiten des Punk wie Jello Biafra oder Courtney Love ausführlich zu Wort kommen.
