Feb
28
2020

OZZY OSBOURNE: DAS WERK DES “PRINCE OF DARKNESS“!

Ozzy Rock.de

Gerade erst hat er wieder ein Meisterwerk abgeliefert mit ORDINARY MAN – von Null auf #2 der Albencharts! Ozzy Osbourne gehört zu den spektakulärsten und außergewöhnlichsten Shoutern im Rockzirkus. Hier ein Überblick über sein Solowerk von 1980 bis 2020.

Text: Alex Gernandt

Just say O-Z-Z-Y!! Ozzy Osbourne ist der “Madman of Rock’n’Roll“, der “Prince of fuckin’ Darkness“, der Prototyp eines Enfant terrible – und seit Jahrzehnten eine der beliebtesten, verehrtesten Figuren im Zirkus, der sich Rock’n’Roll nennt. Vor exakt 50 Jahren erfand der Frontmann mit Black Sabbath den Heavy Metal! 1948 geboren als John Michael Osbourne in Birmingham, war er früher Schlachter, Klempner, Bestatter, bis heute ist er glühender Beatles-Fan. Ein Urgestein, ein Kuriosum, ein Mann der Widersprüche, Skandale, Superlative.

So auffällig wie sein Verhalten, so außergewöhnlich und durchdringend sein Stimmorgan. Immer an seiner Seite: die großartigsten Gitarristen, die in seiner gesamten Karriere eine tragende Rolle spielen: Tony Iommi, der Metal-Gott und Riffmeister schlechthin. Randy Rhoads, der Begnadete, der 1982 tragisch ums Leben kommt. Jake E. Lee, der versierte Saitenzauberer. Zakk Wylde, ein Wunderkind, das dank Ozzy zum Axeman extraordinaire reift.

Und der “Ozzman“ selbst? Viel mehr als nur ein Rockstar! Ein weltweites Pop-Phänomen, nicht zuletzt auch wegen “The Osbournes“, der ziemlich amüsanten Reality-TV-Show, in der er sich mit seiner Family von seiner privaten, liebenswerten, aber nicht minder durchgeknallten Seite zeigt. Jetzt wartet Ozzy, der schier Unverwüstliche, den auch eine Parkinson-Diagnose nicht wirklich stoppen kann, mit seinem neuen Album auf, dem elften in 40 Jahren: Der Titel ORDINARY MAN ist gewollt irreführend – denn “uns Ozzy“ wird immer alles sein, außer ein “gewöhnlicher Mann“.

Sein gesammeltes Solowerk (Studioalben) hier im Überblick:


1980BLIZZARD OF OZZ

Ozzy Osbourne Blizzard Of Ozz

Das Ende von Ozzy bei Black Sabbath 1978 ist ein Drama. Drogen haben ihn zugrunde gerichtet. 1980 dann die sagenhafte Wiederauferstehung: Ozzy will es noch einmal wissen. BLIZZARD OF OZZ soll eigentlich fortan seine neue Band heißen – mit Topgitarrist Randy Rhoads, Bob Daisley (Bass), Lee Kerslake (Drums) und Don Airey (Keyboards). Doch letztlich bleibt es nur beim Titel seines Solo-Debüts. Mit Wahnsinns-Nummern wie “Crazy Train“, “Mr. Crowley“ oder “I don’t know“, die bis heute fester Bestandteil der Ozzy-Konzerte sind, schreibt Ozzy auch ohne Sabbath Rockgeschichte. Im Klassiker “Crazy Train“ singt er: “Maybe it’s not too late/ to learn how to love and forget how to hate…“ Eine Zeile für die Ewigkeit, genau wie das ganze Album!

Anspieltipps: “Crazy Train“, “I don’t know“, “Mr. Crowley“, “Suicide Solution“, “Goodbye to Romance“, “Revelation (Mother Earth)“.

1981 DIARY OF A MADMAN

Ozzy Osbourne Diary Of A Madman

“Tagebuch eines Wahnsinnigen“. Was für ein passender Titel – entlehnt bei einem Horrorfilm mit Vincent Price – für Soloalbum Nummer 2. Die Meßlatte liegt extrem hoch, doch Ozzy liefert. Das Werk lebt besonders von den Hammer-Riffs von Randy Rhoads, der im Jahr darauf während der Tour mit nur 25 bei einem Flugzeugabsturz in Florida tödlich verunglückt. Kurz vor Veröffentlichung des Albums werden Daisley und Kerslake, die die Songs im Studio eingespielt hatten, durch Basser Rudy Sarzo und Drummer Tommy Aldridge ersetzt. Der Titelsong “Diary Of A Madman“ klingt absolut episch, auch “Flying high again“, “Over the Mountain“ oder die kommerzielle Ballade “Tonight“ haben es in sich. Um einen weiteren Song zu zitieren: “You can’t kill Rock’n’Roll“ – und Ozzy Osbourne!

Anspieltipps: “Diary of a Madman“, “Over the Mountain“, “Flying high again“, “You can’t kill Rock’n’Roll“.

1983 BARK AT THE MOON

Ozzy Osbourne Bark At The Moon

Wie kann man Randy Rhoads ersetzen? Mit nur zwei Alben erspielte sich der junge kalifornische Wunder-Gitarrero Kultstatus bei den Fans. Randys früher Tod trifft Ozzy bis ins Mark. Doch es muss weitergehen. Nach einem kurzen Live-Gastspiel von Brad Gillis (Night Ranger) trifft er Jake E. Lee, Sohn einer Japanerin und eines amerikanischen Navy-Offiziers, der mit atemberaubenden Soli brilliert. BARK AT THE MOON schafft es mit Songs wie “Rock’n’Roll Rebel“, “Centre of Eternity“ (in Europa “Forever“ betitelt!), der Beatles-beeinflussten Ballade “So tired“ und dem Titeltrack in die Top 20 der US-Charts. Auf dem Albumcover mutiert Ozzy zum Werwolf, inspiriert durch Michael Jacksons spektakuläres “Thriller“-Video, das zu jener Zeit auf MTV für Furore sorgt.

Anspieltipps: “Bark at the Moon“, “Now you see it (Now you don’t)“, “Rock’n’Roll Rebel“, “You’re no different“, “So tired“.

1986 THE ULTIMATE SIN

Ozzy Osbourne The Ultimate Sin

Mitte der Achtziger erlebt Hair-Metal seine Hochzeit, mit aufregenden Bands wie Mötley Crüe, Ratt, Dokken und Quiet Riot. Los Angeles, Ozzys Wahlheimat, ist das Epizentrum der neuen Glam-Bewegung. Klar, dass dieser Rocktrend mit viel Make-up und theatralischen Shows nicht spurlos an Ozzy vorbei geht. Seine Bühnen-Outfits sind plötzlich mit Strasssteinen verziert, die Mähne mit viel Haarspray hochtoupiert – doch der typische Ozzy-Sound überzeugt nach wie vor durch straighte Heaviness und klasse Songs wie “The Ultimate Sin“ oder “Shot in the Dark“. Das Ergebnis: eine Platin-Auszeichnung für THE ULTIMATE SIN. Als Vorband für die US-Tour im Frühjahr 1986 engagieren Ozzy und seine Frau und Managerin Sharon eine aufstrebende Thrash-Metal-Band namens Metallica, die dadurch nach Europa nun auch in ihrer Heimat USA den Durchbruch schafft.

Anspieltipps: “The Ultimate Sin“, “Shot in the Dark“, “Killer of Giants“, “Thank God for the Bomb“.

1988 NO REST FOR THE WICKED

Ozzy Osbourne No Rest For The Wicked

Das Böse schläft nie – auch nicht im Oktober 1988, als NO REST FOR THE WICKED, Ozzys fünftes Album, erscheint! Gitarrist Jake E. Lee ist raus, ein Newcomer namens Jeffrey “Zachary“ Wielandt aka Zakk Wylde, 21, kommt rein – und soll für die nächsten vier Studioalben bleiben. Er hatte sich per Demotape für den Job beworben. Zufall: Zakks größtes Vorbild ist Randy Rhoads. Das Werk, auf dessen Cover Ozzy als Jesus porträtiert ist, klettert bis auf Platz 13 der US-Charts, mit Singles wie “Crazy Babies“, “Breakin‘ all the Rules“ und “Miracle Man“, auf dem Ozzy mit dem umstrittenen TV-Prediger Jimmy Swaggart, der Ozzy öffentlich für seine Eskapaden kritisiert, hart ins Gericht geht. Kurze Zeit später wird Swaggart in einen Prostitutionsskandal verwickelt – und Ozzy triumphiert!

Anspieltipps: “Miracle Man“, “Crazy babies“, “Breakin’ all the Rules“, “Fire in the Sky“, “Bloodbath in Paradise“.

1991 NO MORE TEARS

Ozzy Osbourne No More Tears

Ozzys (Sauf-)Kumpel, Motörhead-Legende Lemmy Kilmister, der ebenfalls seit Jahren in LA zu Hause war, spielt eine entscheidende Rolle bei NO MORE TEARS. Er steuert die Lyrics zu wichtigen Songs wie “I don’t want to change the World“, “Mama I’m coming home“ und “Desire“ bei. Die Abkürzung des Songs “A.V.H.“ steht übrigens für “Aston Villa Highway“, wie Ozzy später verrät, eine Hommage an den britischen Fußballclub Aston Villa, den Ozzy und seine Sabbath-Kollegen supporten. NO MORE TEARS ist neben BLIZZARD OF OZZ das erfolgreichste Ozzy-Soloalbum und erreicht Vierfach-Platin in den USA. Für “I don’t want to change the World“ gewinnt Ozzy gar einen Grammy. “No more Tears“ sorgt für Freudentränen!

Anspieltipps: “No more Tears“, “Mama I’m coming home“, “I don’t want to change the World“, “Desire“.

1995 OZZMOSIS

Ozzy Osbourne Ozzmosis

Nach “No More Tours“, der ausgiebigen Welttour zu NO MORE TEARS, ist Ozzy, damals 48, dermaßen ausgelaugt, dass er ankündigt, in Rock-Rente zu gehen! Doch das schafft er nicht… 1995 veröffentlicht er OZZMOSIS, ein neues Album unter Mithilfe von Sabbath-Basser Geezer Butler, Drummer Deen Castronovo und Keyboarder Rick Wakeman (Yes). Um das Werk gibt es einige Turbulenzen: Gitarren-Virtuose Steve Vai schreibt einige Songs dafür (u.a. “My little Man“), doch er überwirft sich mit Ozzy und ist wieder raus. Ebenso der deutsche Top-Produzent Michael Wagener (Metallica, Dokken, Skid Row), der im Studio zunächst Songs wie „Perry Mason“, „See you on the other Side“, „Tomorrow“ and „Old LA Tonight“ produziert, dann aber durch Producer Michael Beinhorn (Sound-garden, Red Hot Chili Peppers) ersetzt wird, weil den Plattenmanagern der Sound nicht modern genug klingt. Bei OZZMOSIS abermals am Start: Lemmy, der die Lyrics zu “See you on the other Side“ beisteuert. Die folgende Tour nennt Ozzy augenzwinkernd “Retirement Sucks! Tour“, in Anspielung auf die aufgehobene Rente…

Anspieltipps: “Perry Mason“, “Ghost behind my Eyes“, “I just want you“, “See you on the other Side“, “Tomorrow“.

2001 DOWN TO EARTH

Ozzy Osbourne Down To Earth

Ozzy hat wieder Lust am Touren gefunden, sein Festival “Ozzfest“ wird ein großer Erfolg. Und im Studio stehen mal wieder Personalwechsel an: den Bass auf DOWN TO EARTH spielt Robert Trujillo, der 2003 zu Metallica wechseln wird, an den Drums sitzt Mike Bordin (Faith No More). Viele der Songs werden komponiert, bevor Gitarrist Zakk Wylde zu Ozzy zurückkehrt. Ein Highlight: die wunderbare Ballade “Dreamer“, die Ozzy verstärkt von Songwriter Marti Frederiksen (Aerosmith, Mötley Crüe) und Foreigner-Boss Mick Jones schreibt. Der Song kommt auch in der Reality-TV-Serie “The Osbournes“ zum Einsatz, die Ozzy ab Frühjahr 2002 zu weltweitem Ruhm, auch außerhalb der Rockgemeinde verhilft. Zu sehen ist darin die Osbourne-Familie mit Sharon und den Kids Kelly und Jack. Nur Aimee, die älteste Tochter, boykottiert den Dreh, weil sie das Ganze “zu peinlich“ findet.

Anspieltipps: “Gets me through“, “Dreamer“, “Can you hear them“, “That I never had“.

2007 BLACK RAIN

Ozzy Osbourne Black Rain

Auf BLACK RAIN, dem neunten Ozzy-Album, läuft Zakk Wylde zunächst nochmal zu alter Form auf und begeistert mit leidenschaftlicher Performance und Energie. Es soll jedoch auch das letzte Album sein, auf dem er zusammen mit Ozzy rockt. Der ist der Meinung, dass Zakks Gitarrenspiel zu sehr dem seiner Band Black Label Society gleiche. Die Idee zum Albumcover, das History-Freak Ozzy Osbourne passenderweise im schwarzen Regen zeigt, kommt dem Meister himself, als er eine Doku über die Atombombe von Hiroshima sieht. “Die Menschen zerfielen zu Staub. Dieser Staub setzte sich in den Wolken fest, und wenn es anfing zu regnen, war der Regen schwarz…“ Das Album steigt auf Platz 3 der US-Billboard-Charts ein und verkauft sensationelle 152.000 Exemplare in der ersten Woche. Der Track “I don’t wanna stop“ wird die Hymne des Wrestling-Events “WWE Judgment Day 2007“, doch das Album erntet seitens der Medien auch Kritik: “Nichts auf BLACK RAIN entspricht den alten Osbourne-Klassikern“…

Anspieltipps: “Not going away“, “Black Rain“, “I don’t wanna stop“, “Civilize the Universe“.

2010 SCREAM

Ozzy Osbourne Scream

“Das erste Album in meinem Leben, das ich mit wirklich klarem Kopf aufgenommen habe“, sagt Ozzy im Sommer 2010 über SCREAM, das eigentlich SOUL SUCKA heißen soll. Herausragender Song des Albums ist “Let me hear you scream“, er schafft es bis an die Spitze der US-Mainstream- Rock-Charts. Außerdem ist die Nummer neben “Crazy Train“ auf dem Sports-Videogame “Madden NFL 11“ vertreten und in der Krimi-Serie “CSI: NY“ in der Episode “Redemption“ zu hören, was beträchtliche Promotion bringt. Zakk Wylde wird im Vorfeld durch den griechischen Gitarristen Gus G. (eigentlich: Konstantinos Karamitroudis) ersetzt, der kurzzeitig am renommierten Berklee College of Music studiert hatte. Trotz Platz 4 in den US Billboard-Charts gilt SCREAM gegenüber früheren Ozzy-Longplayern als kommerziell enttäuschend. Wenig später tut sich Ozzy mit seinen alten Black-Sabbath-Kollegen Tony Iommi und Geezer Butler zusammen und nimmt das finale Sabbath-Album “13“ auf. Am 4. Februar 2017 geht das endgültige Abschiedskonzert der Heavy-Metal-Urväter in deren Heimatstadt Birmingham über die Bühne: “The End“ (of Black Sabbath).

Anspieltipps: “Let it die“, “Let me hear you scream“, “Life won’t wait“, “Diggin’ me down“, “I love you all“.

2020 ORDINARY MAN

Ozzy Osbourne Ordinary Man

Nach 50 Jahren Rock-Karriere und geschlagene zehn Jahre nach seinem letzten Studiowerk, schafft es Ozzy immer noch zu überraschen! In jeder Beziehung ist ORDINARY MAN ein besonderes Album, in erster Linie aber ein Wahnsinns-Comeback nach einem Jahr in der Hölle: Im Januar 2019 erleidet Ozzy bei einem Treppensturz zu Hause schwerste Verletzungen, die ihn dazu zwingen, seine Tour abzusagen. Kurz darauf, im Februar folgt ein noch größerer Schicksalsschlag: die Diagnose Parkinson! Doch Ozzy lässt sich nicht unterkriegen. Als er wieder bei Kräften ist, sucht er sich neue Mitstreiter wie die jungen Produzenten Andrew Watt und Louis Bell, lädt dazu hochkarätige Gäste ins Studio ein wie Elton John (!), Slash und Duff McKagan von Guns N’Roses, Tom Morello (Rage Against The Machine), US-Shooting-Star Post Malone und Erfolgs-Rapper Travis Scott. Ergebnis: ORDINARY MAN, ein Album, das glänzt mit fettem Sound und vor frischer Energie strotzt. Eine echte Meisterleistung, gerade auch in Anbetracht der widrigen Umstände. Experiment geglückt!

Dazu gibt es gute News: Trotz großer gesundheitlicher Einschränkungen steckt Ozzy voller Tatendrang. Er plant, in Kürze schon wieder ins Studio zu gehen, um Songs für ein nächstes Album aufzunehmen. Es wäre das Zwölfte – von Ozzy, dem Unverwüstlichen!

Anspieltipps: “Under the Graveyard“, “Straight to Hell“, “Goodbye“, “Ordinary Man“ (feat. Elton John), “Take what you want“ (feat. Post Malone, Travis Scott).