In dem jüngst im Münchner Verlag Antje Kunstmann erschienenen Buch „The Beast In Me. Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik“ bringt Franz Dobler dem Leser eben diese näher. Der Autor, DJ und CD-Kompilator wählt in seiner Cash-Biografie ganz bewusst einen weiteren Blickwinkel, als dies in biografischen Texten für gewöhnlich der Fall ist. Klar hangelt auch er sich an den Lebensdaten des Mannes aus Arkansas entlang und benutzt diese als einordnenden Rahmen. Detailverliebte „Cash-Die-Hard-Fans“ finden hier zwar keine neue Fakten über ihr Idol. Das ist aber gut so. Denn damit bleibt dem Autor genügend Raum, Johnny Cash als den Rebellen darzustellen. Ein Musiker, der sich ein Leben lang treu bleibt und sich nicht wegen ein paar verkaufter Platten mehr oder weniger verbiegt. Das ist es, was Dobler an Cash fasziniert. Da kommt einer daher und sagt, dass ihm die ganze in Nashville ansässige Country-Industrie mit ihrer klischeehaft immer wieder reproduzierten Interpretation des Country am Arsch vorbei geht. Statt heiler Welt und eitel Sonnenschein gibts bei Cash Speed und Alkohol, Schusswaffen und zerlegte Hotelzimmer. Und als wäre das noch nicht genug, singt er auch noch vorzugsweise von Losern, Mördern und sonstigen Outlaws. Seine religiösen Lieder und Love-Songs konnten das Bild später auch nicht mehr korrigieren: Cash, der Blueprint des modernen Rock-Rebellen. Einzige Schwachstelle in Doblers Werk ist die oftmals ungenaue oder falsche Wiedergabe der Cash-Lyrics, wie beispielsweise im Falle des Songs „Cocaine Blues“ (vom Album „Live In Folsom Prison“). Ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Übersetzung wäre wünschenswert gewesen. Insgesamt kann das Buch aber mit gutem Gewissen allen empfohlen werden, die für den Mann mit der tiefen Stimme ein Plätzchen in ihrem Herzen reserviert haben.
Sep
22
2002