Ab morgen steht das neue Bloc Party-Album „Intimacy“ für umgerechnet 7 Euro ganze zwei Monate vor der offiziellen Veröffentlichung auf der Homepage der Band zum Download bereit. Noch während die Briten diese Meldung im Rahmen eines Webchats auf die überraschte Fangemeinde los ließen, wurde hinter den Kulissen bereits eifrig an der medialen Präsentation gewerkelt. Neue Vertriebsideen erfordern neue Promomaßnahmen: Daher erklärte sich die Band bereit, zusätzlich zu den „richtigen“ Interviews zur neuen Platte, schon parallel zur Download-Aktion einige Kurz-Interviews per Telefon zu geben. Das BP-Label bittet derweil die Journalisten, das Album erst im Oktober zu rezensieren. „Die Aktion ist eine ältere Idee“ „Ach weißt du, die Idee einer Download-Aktion spukt uns schon lange im Kopf herum. Spätestens als unsere letzte Platte Wochen vor dem offiziellen Release den Weg ins Netz fand, haben wir überlegt, wie man sich am geeignetsten auf die neuen Rezeptionsgewohnheiten einstellen könnte“, erzählt Sänger Kele Okereke, der sich für den Telefondienst in sein Londoner Appartement zurück gezogen hat. Es gehe prinzipiell darum, die Songs schneller unter die Leute zu bringen: „Es ist doch so, die Musik ist meistens lange fertig komponiert, aber als Band musst du anschließend ca. drei Monate rumsitzen und auf die Pressmaschinerie warten. Das ist nicht mehr zeitgemäß.“ „CDs kaufe ich nicht mehr“ Er selbst habe sich schon lange seinen gesamten CD-Bestand auf den Rechner gezogen, der ihm als Basisstation für seine mobilen Player dient. CDs kaufe er eigentlich gar nicht mehr, so Okereke, wobei er keinen Konflikt darin sieht, sich als Liebhaber der Covergestaltung zu bezeichnen. Womit wir gleich am brennenden Punkt angelangt sind: Wie hoch schätzt er den Wert eines digital erworbenen Albums ein, das obendrein im Falle von Bloc Party gar nicht zwingend das Endresultat wiederspiegelt? „Bloc Party-Fans kaufen CDs“ „Man darf das nicht überbewerten“, findet Okereke. „Natürlich bieten wir zehn neue Songs an, aber man muss es trotzdem in erster Linie als Service am Fan sehen. Es geht heutzutage darum, Musik so schnell wie möglich herzukriegen. Gleichzeitig bin ich felsenfest davon überzeugt, dass ein Großteil der Leute, die diese Woche den Download kaufen, sich später auch das endgültige Album besorgen. Vielen unserer Fans ist dieser haptische Aspekt enorm wichtig.“ Einer der Gründe, warum sich die Band entschlossen hat, ihrem Heimatmarkt zusätzlich die Bestelloption Download+CD anzubieten. Den Preis von 7 Euro pro Digitalalbum findet der Sänger in Ordnung: „Ich denke nicht, dass die Leute uns deshalb als raffgierig bezeichnen werden.“ „Wir müssen unsere Musik nicht verschenken“ Trotzdem sei das Radiohead-Modell, das den Fans auch einen Gratis-Download anbot, für Bloc Party kein Thema gewesen: „In dieser Diskussion existiert ein oft übersehener Unterschied zu anderen Bands: Radiohead sind eine vertraglose Band. Oder sie waren das zum Zeitpunkt ihres Experiments. Sie haben also weit mehr Freiheiten. Wir hätten das nicht einmal machen können, wenn wir es gewollt hätten. Wir haben einen Plattenvertrag und sowohl die Leute, die für uns arbeiten als auch wir in der Band haben ein Interesse daran, Geld zu verdienen. Wir leben in einer kapitalistischen Welt. Ich weiß nicht, ob du umsonst für dein Magazin schreibst, ich denke nicht. Ich finde es immer wieder anmaßend, wenn manche Leute es für selbstverständlich erachten, dass wir unsere Musik verschenken müssten. Das ist nicht der Fall.“
Aug
20
2008