Am 16. Oktober 2008 wäre Nico, die berühmte Muse von Andy Warhol, 70 Jahre alt geworden. Doch das kurze und exzessive Leben der Christa Päffgen findet bereits 1988 auf Ibiza ein jähes Ende, als sie an den Folgen eines Fahrradunfalls stirbt. Parallel zu dem Berliner Musiktheaterstück „Nico – Sphinx aus Eis“ erinnert nun in Köln eine multimediale Retrospektive an die teutonische Diva. Bis zum 1. Februar 2009 kann man sich im Rahmen der Ausstellung „Nico ? Köln, Berlin, Paris, New York ? Stationen einer Popikone“ ein Bild von den vielen Gesichtern Nicos machen. Muse der Rockstars Die gebürtige Kölnerin war erst Fotomodell von Chanel, dann Schauspielerin für Federico Fellini und auf ihrem Karrieregipfel Sängerin bei Velvet Underground. Ende der 60er hatte sie zahlreiche Affären mit Bob Dylan, Jim Morrison, Brian Jones (Rolling Stones), Jackson Browne, Lou Reed und Jimi Hendrix. Ihre ereignisreiche und rasante Laufbahn beginnt 1954 in Berlin, als der berühmte Modefotograf Herbert Tobias ihr Talent entdeckt. Auf Empfehlung des Designers Heinz Oestergard zieht Päffgen noch im selben Jahr nach Paris, legt sich den Künstlernamen Nico zu und arbeitet mit Starfotograf Willy Maywald zusammen. Es folgen Aufnahmesessions für die großen Modemagazine „Elle“, „Vogue“, „Esquire“ und „Chanel“. Nico bekommt eine Filmrolle in Federico Fellinis Klassiker „La Dolce Vita“ und dreht zusammen mit Marcello Mastroianni und Anouk Aimée. 1963 spielt sie die Hauptrolle in „Strip-Tease“, und singt den Titelsong von Serge Gainsbourg. 1965 trifft sie Bob Dylan in Paris und inspiriert ihn zu dem Song „I’ll keep it with mine“. In London lernt sie im selben Jahr die Rolling Stones kennen, die ihre erste Single produzieren. „All Tomorrow’s Parties“ Der internationale Durchbruch gelingt ihr schließlich mit der Beteiligung an einem der wegweisendsten Alben der Musikgeschichte: Zusammen mit der New Yorker Avantgardeband Velvet Underground nahm sie 1967 in der Factory das legendäre Debütalbum „The Velvet Underground & Nico“ auf – produziert von Pop-Art Ikone Andy Warhol. Ihre charakteristische und hypnotisierende Stimme trägt u.a. den Song „All Tomorrow’s Parties“, der Nicos nächtliche Ausschweifungen glorifiziert. Ihre späteren experimentellen Solo-Platten transportieren eine eigenartig unterkühlte, artifizielle und nihilistische Atmosphäre und dienen zahlreichen Künstlern bis in die Gegenwart hinein als Inspirationsquelle. Chamäleon des Pop Die Ausstellung in Köln versucht insbesondere, die Wandelbarkeit der Künstlerin widerszuspiegeln und ihren Werdegang anhand biographischer Eckdaten nachzuzeichnen. Neben den Mode- und Porträt-Aufnahmen erwarten die Besucher zahlreiche Originalplakate, Plattencover, Bücher und Filme. Dank der multimedialen Konzeption versteht es Kurator Uwe Husslein, Nicos Persönlichkeit in all ihren Facetten anschaulich zu dokumentieren und mit Hilfe audiovisueller Installationen zu vermitteln. Die Besucher können sich per Audioguide durch die Ausstellung begleiten lassen, und gelangen via Kopfhörer in den Genuss von Nicos Musik. Zeitgleich zu der Hommage in der Domstadt wird an den Sophiensaelen in Berlin am 22. u. 23. November sowie vom 25. bis 29. November das Musiktheater „Nico – Sphinx aus Eis“ aufgeführt. Im Rahmen des Themenschwerpunkts „68/89 ? Kunst.Zeit.Geschichte.“ lehnt sich die Inszenierung von Regisseur Oliver Sturm an die Musik von Nico und die der zeitgenössischen österreichischen Musikerin Soap&skin an. Als Vorlage dient das gleichnamige Theaterstück von Werner Fritsch, in dem der „wahre Charakter“ des Chamäleons Nico hinterfragt wird.
Nov
24
2008