Die britische Menschenrechtsorganisiation Reprieve, die sich international für die Belange Gefangener einsetzt, hat eine Liste mit dem am häufigsten zu Folterzwecken missbrauchten Liedgut veröffentlicht. Dass Verhörexperten der US-Streitkräfte in Guantanamo Bay laute Musik einsetzen, um Gefangenen die Zunge zu lockern, ist seit längerem bekannt. Insbesondere „Enter Sandman“ von Metallica, verabreicht in ohrenbetäubenden Dosen, erfreute sich bei den Wärtern großer Beliebtheit (laut.de berichtete). Wer hätte allerdings vermutet, dass die Folterschergen zu Verhörzwecken ein derartig breites musikalisches Spektrum abdecken würden? Selbst bei dem Disco-Stomper „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees kennen die Audioterroristen kein Erbarmen. Laut Reprieve reicht das Repertoire der bevorzugt zweckentfremdeten Songs vom Metal und Hardrock über Hip Hop und Charts-Pop bis hin zum Kinderlied. Aerosmith und Limp Bizkit müssen dabei ebenso dran glauben wie Britney Spears, Li’l Kim oder die Red Hot Chili Peppers. So klingt die Folterkammer (Auszug aus der Liste) AC/DC – Hell’s Bells Bruce Springsteen – Born In The USA Christina Aguilera – Dirrty David Gray – Babylon Deicide – Fuck Your God Don McLean – American Pie Dope – Die MF Die, Take Your Best Shot Eminem – White America Neil Diamond – America Nine Inch Nails – March Of The Pigs, Mr. Self-Destruct Prince – Raspberry Beret Queen – We Are The Champions Rage Against The Machine – Killing In The Name Of Tupac – All Eyes On Me Obwohl die Vereinten Nationen und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Einsatz extrem lauter Musik bei Verhören verboten haben, wird dieses Foltermittel unter anderem in Afghanistan, im Irak und in Guantanamo trotz Interventionsversuchen von Amnesty International nach wie vor eingesetzt. Laut einer Zeugenaussage des Guantanamo-Häftlings Binyam Mohamed zieht die Musikfolter weitaus üblere Folgen nach sich, als körperliche Misshandlungen. 20 Tage lang bei Wasser und Eminem „Sie hängten mich auf, am nächsten Tag durfte ich nur wenige Stunden schlafen. Dann wurde ich wieder aufgehängt, diesmal zwei Tage lang. Mein Füße waren angeschwollen, meine Hände und Gelenke taub … Es gab laute Musik, 20 Tage lang [Eminems] „Slim Shady“ und Dr. Dre … Die CIA bearbeitete uns Tag und Nacht … Viele verloren den Verstand. Ich konnte hören, wie Leute ihre Köpfe gegen die Wände und Türen schlugen und dabei lauthals schrien“, wird das Opfer physischer wie psychischer Torturen auf der Homepage von Reprieve zitiert. Die Menschenrechtler haben unlängst die Initative www.zerodb.org ins Leben gerufen, um mit stillem Protest die Abschaffung dieser Folterpraxis zu forcieren.
Dec
11
2008