Jan
16
2009

Die Pflichtlektüre zum neuen Album

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Am 23. Januar hat das Warten endlich ein Ende: Dann liegt nach drei langen Jahren das dritte Album der schottischen Vorzeigeband Franz Ferdinand in den Regalen. Da Warten in der Regel ziemlich langweilig ist, veröffentlicht der Rockbuch Verlag kurz vor der neuen Soundgeburt das in Form und Inhalt überzeugende Werk „Franz Ferdinand von A-Z“ (192 Seiten, broschiert, 25×25 cm, 19,90 Euro). Der etwas schwerfällige Titel erklärt sich spätestens beim Blick aufs Cover-Artwork, hinter dem natürlich eine der ersten autorisierten Franz-Biografie angemessene, duchdachte Typographie steckt. Unverzichtbarer Ratgeber Bereits nach wenigen Seiten schämt man sich anhand der unzähligen Fotografien und daraus resultierender Erinnerungen fast ein bisschen, in den franzlosen Jahren der ein oder anderen Band Gehör geschenkt zu haben, die der intelligenten Rhythmik und dem schier unversiegbaren Quell charmanter Melodien der Glasgower doch scheinbar wenig entgegen zu setzen hatten. Das Buch, im englischen Original bereits 2007 erschienen, versteht sich titelgerecht eher als Franz Ferdinand-Ratgeber und verzichtet daher auf eine stringente Chronologie, was überraschend gut funktioniert. Ansteuerbar sind etwa die Rubriken Mitglieder, Liedtexte, Fans, Presse und interessanterweise auch Ethos und Bauwerke. Hintergründe zu „Tonight: Franz Ferdinand“-Songs So dürfte sich das Gros der Leser besonders in diesen Tagen zuerst einmal auf das Kapitel „Neues – Das dritte Album“ stürzen. Die zahlreichen Interviews, die die Autorin Helen Chase mit Alex Kapranos, Bob Hardy, Nick McCarthy und Paul Thompson führte, drehen sich in diesem erweiterten Kapitel um die Entstehungsgeschichte einzelner „Tonight: Franz Ferdinand“-Songs und lassen dank unverblümter Antworten tief in die Seele dieses Zusammenschlusses von vier enthusiastischer Individuen blicken. Bescheiden und grundsympathisch Der grundsympathische Eindruck, der alle Bandmitglieder bereits in den Schilderungen von Alex Kapranos‘ Kulinar-Trip „Sound Bites“ umwehte, verfestigt sich hier: Scheinbar ist es wirklich möglich, dass sich eine von Amerika bis Asien verehrte Band auch nach mehreren Jahren nicht in Rockstar-Posen verliert und zu Fans und Tourbegleitern gleichermaßen auf bescheidenen Umgang Wert legt. Oder bei welcher anderen Gruppe stehen für den Familienkontakt Postkarten auf dem Tour-Rider? „Das erste Album war konsistenter“ (Kapranos) So sieht etwa Sänger Kapranos keinerlei Veranlassung, in branchenüblicher Manier das jeweils letzte Album als das beste der Gruppe heraus zu stellen. „Es gibt einige Songs auf der zweiten Platte, die ich sehr gern mag. Aber ich finde das erste Album konsistenter, es hat einen durchgängigen Sound (…) Einige Songs des zweiten Albums kommen mir nicht ganz ausgereift vor, etwa ‚Well That Was Easy‘ oder ‚Reason You’re Leaving‘„, erklärt der Sänger. Man habe sich rückblickend nach den Erfolgen des Debüts zu wenig Auszeit gegönnt und sich unmerklich einem letztlich strapaziösen Welttour-Marathon higegeben. Von Kunst, Routine und Pressepflichten Über die gesamte Buch-Distanz beeindruckt vor allem Sänger Kapranos mit reflektierten Beobachtungen zum oft divergenten Verhältnis Kunst und Tournee, zur Überwindung der irgendwann hinterrücks eintretenden Gefahr Routine sowie der oftmals lästigen Terminpflicht mit Musikjournalisten. Franz Ferdinand sehe er gar nicht als prototypische Rockband, auch wenn man auf „You Could Have It So Much Better“ bewusst darauf hingearbeiitet habe, berichtet Kapranos. Wenn schon, dann sehe er die Gruppe als Pop-, viel eher aber als Beatband. „Das ist für mich das perfekte Bild: Vier steif dastehende Typen, die sehr ausdrucksvolle Songs spielen. Die Ramones und die Buzzcocks halte ich in diesem Sinne auch für Beatbands, während Wolfmother eindeutig eine Rockband ist (…) Wir spielen keine Soli und sollten das auch niemals tun„.