Apr
6
2009

Hall of Fame öffnet sich dem Publikum

Hall of Fame öffnet sich dem Publikum

Von überschwänglichen Reden begleitet zogen Metallica und Run DMC am Samstag in die Rock’n’Roll Hall of Fame ein. Erstmals in ihrer Geschichte gab es Tickets im freien Verkauf. Zwar fristeten die meisten Fans ihr Dasein vor dem heimischen TV; einer kleinen Gruppe Glücklicher bot sich jedoch die Möglichkeit, das Event live zu verfolgen. Run DMC, für ihre originelle Mischung aus Rockismen und Rap-Elementen Mitte der 80er bekannt geworden, erfuhren die Hall of Fame-Ehre erst als zweiter Hip-Hop-Act überhaupt. Eminems Rede anlässlich der Aufnahme der Hip Hop/Rock-Kollaborateure gehörte zu einem der Highlights des Abends. Eminem adelt die Beatles des Crossover Im Stile großer Redner und dem Dresscode seiner Heroen verpflichtet flocht er um den mantra-artig repetierten Slogan „Two Turntables and a Microphone“ seine Ansprache. „Ob bewusst oder unbewusst; ihr Einfluss auf die Musik, den Kleidungsstil, die Videokultur und die Attitüde ist unverkennbar.“ Mit Charakterisierungen wie ‚unverbraucht‘, ‚hart‘, ‚gefährlich‘, ‚wunderschön‘ und ‚einzigartig‘ fand er eine treffende Beschreibung dessen, was Run DMC auszeichnet. Familientreffen bei Metallica Chili-Peppers Basser Flea spickte seine Lobrede auf Metallica mit zahlreichen Anekdoten. Der erste Kontakt mit dem Bay Area-Vierer kam für ihn einer erweckungsähnlichen Situation gleich: „Die Musik knallte aus den Radioboxen und ich konnte nicht glauben, dass dies ‚verwünscht nochmal‘ existierte. Ohne Vorwarnung, anders als alles bisher gehörte, blies mich der Bastard aus süßlichen und brutalen Elementen weg.“ Daran schlossen sich die Dankesreden der einzelnen Bandmitglieder an. Angeführt vom Vater des 1986 verstobenen Ur-Bassisten Cliff Burton fiel besonders Jason Newsteds Rede auf, die sämtliche Unstimmigkeiten der vergangenen Jahre dem feierlichen Ambiente angemessen ausblendete und die Höhepunkte hervorhob. Zwei Bässe für ein Halleluja Die bisher einzigartige Konstellation von zwei Bassisten sorgte für ordentlich Druck im tieffrequenten Bereich. Rob Trujillo und Jason Newsted zeigten keinerlei Berührungsängste, posten extrovertiert am Bühnenrand und shouteten gemeinsam in das Mikro. Auch wenn das technische Feintuning hier und da im Soundbrei unterzugehen drohte, präsentierte sich der zum Fünfer angewachsene Thrash-Circus wesentlich druckvoller als sonst. Metallicas Evergreen „Master of Puppets“ stand für den kompromisslosen, dynamischen und rhythmisch-vertrackte Thrash Metal der Frühphase. Abgerundet wurde die Performance durch den Smash Hit „Enter Sandman“, der somit die mainstream-orientierte Seite repräsentierte. Zeigt die Veränderung vom Künstler-zentrierten und eher selbstbezogenen Star-Treffen zu einem frei zugänglichen Fan-Event auch einen Bewusstseinswandel an? Für Jason Newsted keine Frage. Gezielt hob er am Ende seiner Danksagung den Einfluss des Publikums hervor: „Ihr haltet uns am Leben, gibt uns Kraft, seid die pure Energie, ohne euch gäbe es keine Band wie Metallica“.