Die steilsten Gratistracks aus Pop, Rock, Hip Hop, Elektro. Diese Woche unter anderem mit einem Oasis-Cover von Devendra Banhart. Miss Platnum – Drink Sister, Drink (tba., Four Music) Ihr Debüt „Rock Me“ ging seinerzeit vollkommen unter. Erst ihr zweites Album, das ein Feature mit Peter Fox zu bieten hatte, zündete so richtig. 2007 war „Chefa“ eine der vielleicht wichtigsten deutschen Newcomer-Produktionen. Stilistisch musste sich Miss Platnum dabei immer wieder mit Missy Elliot vergleichen lassen, wobei die Balkan-Elemente ihrer rumänischen Wurzeln im Repertoire unüberhörbar eine zentrale Rolle spielen. Und auch der neue Song macht deutlich, dass sie sich in dieser Hinsicht treu bleibt: ein mächtiger Track, der an allen Ecken und Enden scheppert. Das Stück macht jedenfalls gut Alarm für die erste neue Single, die voraussichtlich Mitte August erscheint – ehe im September das Album nachgelegt wird. Tonspion-Tracks rotieren auch auf laut.fm/eins, der ersten Adresse für das beste von heute und das erste von morgen. The Twelves – Nightvision (Daft Punk Cover) (ohne Label) Die Liste der Namen, für die The Twelves bereits Hand angelegt haben, würde diese Zeilen sprengen: unter anderem für New Young Pony Club, M.I.A., Black Kids, Metric und Lykke Li. Dabei ist kaum ein Remix regulär veröffentlicht worden, doch insbesondere ihr Remix für die Virgins sorgte für Respekt. Das DJ-Duo aus Brasilien, über deren Werdegang und Identität eigentlich kaum etwas bekannt ist, ging jetzt sogar noch einen Schritt weiter. Daft Punks „Nightversion“ – im Grunde nur ein kurzer Lückenfüller auf deren Album „Discovery“ – streckten sie via Loop und gaben ihm neuen Drive. The Golden Filter – Solid Gold (Dummy Records) So explizit hedonistisch sich The Golden Filter in ihren Texten geben, genau so mysteriös ist die Identität hinter dem glänzenden Namen. Allem Anschein nach verbirgt sich hinter dem Pseudonym eine junge Dame namens Penelope aus New York mit australischen Wurzeln, die sich auf Fotos nur in Posen ablichten lässt, die ihr Gesicht nicht zeigen. Über den Programmierer Stephen, der das Duo angeblich vervollständigt, ist nur bekannt, dass er aus Ohio stammt. Doch nicht nur ihre hervorragenden Remix-Qualitäten, die sie u.a. für Empire Of The Sun oder Cut Copy brillieren ließen, zeichnen die beiden aus: Vor kurzem erschien auf dem kleinen Label Dummy ihre erste offizielle Single „Solid Gold“. Sicherlich, die wabernden Synthies vor lasziven Vocals erfinden die Popwelt nicht neu. Aber es ist gerade die Tiefe der Produktion, die beeindruckt. Große Disco-Momente der frühen Achtziger treffen auf das technische Setup von heute, woraus The Golden Filter den bestmöglichen Output generieren – und einem bis zum Anschlag den Kopf verdrehen. Oasis – (Get Off Your) High Horse Lady (Devendra Banhart Remix) (aus „Dig Out Your Soul“, Big Brother) Noel Gallagher ist ein genialer – und wenn das nicht, dann doch zumindest ein ungemein cleverer – Songwriter. Daran führt kein Akkord vorbei. Und „Dig Out Your Soul“ ist der Beweis. Oasis haben es geschafft, ihren Sound für die Ewigkeit zu konservieren, ohne sich zu wiederholen. Ihre neuen Songs verweisen immer wieder auf die britische Pop-Tradition der Sechziger, vermengen sie mit Psychedelica der Siebziger und bieten dabei auch den Breitwandsound der Gegenwart, dessen Wucht gerade auch live beeindruckend funktioniert. Dass sie anscheinend auch die Remix-Kultur für sich entdeckt haben, ist eine neue Variante. Erst ließen sie es zu, dass sich die alternden Chemical Brothers mit ihrem Song „Falling Down“ vergnügten, und jetzt wird es geradezu skurril: Angeblich weiß Noel Gallagher seinen Kollegen Devendra Banhart sehr zu schätzen. Im letzten Jahrtausend hätte dieser sich wahrscheinlich noch einen Hippie-Diss nach dem anderen aus dem Oasis-Lager eingefangen, heute darf er „(Get Off Your) High Horse Lady“ zu einem spirituellen Trip remixen. Was Liam Gallagher – der ja eigentlich nur die Beatles und Oasis respektiert – davon hält, ist nicht bekannt. Jet – K.I.A. (Killed In Action) (aus „Shaka Rock“, EMI) Jet sind die Band, die oftmals als lauwarmer Strokes-Aufguss missverstanden wurde, die immer wieder auf diesen einen großen Hit reduziert wurde. Und in der Tat, auf ihren bisher veröffentlichten beiden Alben zeigten sie sich stets derart unkompliziert, dass man versucht war, sie als simpel abzutun. Dabei sind sie einfach nur direkt. Jet klopfen dem guten alten Rock’n’Roll ohne Hemmung auf die Schulter und das mitunter so heftig, dass der Staub nur so rieselt. Das im August erscheinende neue Werk „Shaka Rock“ bedient dabei mutig so ziemlich jedes verschwitzte Klischee, das man mit Gitarrenmusik assoziieren kann – und genau das ist seine Stärke. Selbst die obligatorische Ballade, die das Riff-Revival ihres Retro-Sounds abschließt, wurde nicht vergessen. The Ettes – Crown Of Age (aus „Look At Life Again Soon“, Kntrst) The Ettes sind drei. Coco und Poni, die beiden Damen an Gitarre und Schlagzeug, und Jem, der Herr am Bass. Kennengelernt und formiert hat sich dieses Trio vor wenigen Jahren in Los Angeles, woraufhin im Handumdrehen auch ein erstes Album auf Tonband geprügelt wurde. Insider feierten diese Band und ihr Debüt „Shake The Dust“, und auch Familie Followill aka die Kings Of Leon mochte diesen erdigen, garagigen Beat-Punk sofort. The Ettes machen Musik, die in den Sechzigern mit einem Vierspurgerät aufgenommen wurde und auch heutzutage eigentlich keines anderen Aufnahmeaufwandes bedarf. „Look At Life Again Soon“, das zweite und kürzlich erschienene Album dieser Band, wurde deshalb auch ohne großen Firlefanz auf einem derartigen Gerät festgehalten. Gemeinsam mit White Stripes-, The Kills- und The Cribs-Produzent Liam Watson nahm das Trio in London elf Songs auf, die so rotzig und retro daherkommen, dass keine Fragen offen bleiben. Kikumoto Allstars – House Music (Radio Edit) (Gigolo Records) TR-909, TR-808, TR-707, SH-101, Juno Range, Jx-8p, TB 303: Cam Farrar glaubt nach wie vor an die magische Wirkung jener Drum-Machines, ohne die Techno- und House-Geschichte nicht geschrieben worden wäre. Der Australier ist sich auch nicht zu fein dafür, seine Vorbilder offenzulegen, und widmet sein Album den großen House-Heroen Chicagos: Marshall Jefferson, Larry Heard, DJ Pierre, Farley Jackmaster Funk. Natürlich schwingt Nostalgie mit, wenn die legendären „Warehouse Days“ beschworen werden. Trotzdem ist „House Music“ kein Lektion in Sachen Vergangenheitsverklärung. Mit zunehmender Spielzeit macht sich Farrar vom Kopisten-Vorwurf frei. Er findet eigene, moderne, neue Wege, dem alten Equipment zeitgemäße Tracks für den Club zu entlocken. Gemeinsam mit DJ Hells „Teufelswerk“ ergibt „House Music“ ein stimmiges Bild, wohin Hell mit Gigolo Records 2009 will: Zurück in die Zukunft!
Jun
19
2009