Wer gestern bis 23 Uhr ausharrte, wurde Zeuge des groß angekündigten Metallica-Portraits von und mit Markus Kavka. Leider geriet die Umsetzung wieder einmal etwas blass. Dem Moderator gelingt es nicht, die eigene persönliche Note in die Dokumentation der wohl erfolgreichsten Metal-Band einfließen zu lassen. Nur bekanntes Material Zwar bekam er alle vier Band-Mitglieder vors Mikrofon, mehr als Allgemein-Plätze bekam der Zuschauer jedoch nicht vorgesetzt. Mehr noch: Wen interessiert eigentlich, ob Metallica ihre Groupies nacheinander gebumst haben? Zwischen die spärlich gesetzten O-Töne bekam der Fan nur bereits allzu bekanntes Video-Material vorgesetzt, unter anderem aus der „Some Kind Of Monster“-DVD. Drei Tage schlaflos Ein umfassendes und bisher so noch nicht da gewesenes Special über Metallica zu machen, ist natürlich ein denkbar schwerer Job. Schließlich dürfte es keinen Aspekt der Band-Geschichte geben, der nicht schon aus unzähligen Perspektiven beleuchtet wurde. Dennoch wäre es interessant gewesen, zu erfahren, wo sich Lars Ulrich und James Hetfield am Tag vor den Interviews herum getrieben haben. Ulrich versteckte seine Augenringe hinter einer dunklen Sonnenbrille, wohingegen Hetfield aussah, als hätte er drei Tage am Stück nicht geschlafen. Blut, Sperma und Pipi Größere Schnitzer waren der Sendung nicht anzukreiden, auch die ehemaligen Bandmitglieder Dave Mustaine, Cliff Burton und Jason Newsted erfuhren eine würdige Erwähnung. Alle Karrierestationen – von „Kill Em All“ bis hin zu „Death Magnetic“ – fanden Berücksichtigung. Nur die „Load/Reload“-Phase fand eine etwas stiefmütterliche Betrachtung. Nein, nicht die peinliche Napster-Geschichte war dafür verantwortlich, dass Metallica Kredit bei der Fanbase verspielten, sondern diese zwei unsäglichen Alben. Wenigstens weiß jetzt auch der „Nothing Else Matters“-Fan, dass auf dem Cover von „Load“ Blut und Sperma und auf „Reload“ Pipi zu sehen ist. Die Scorpions blickens nicht Aber wer zum Henker muss immer wieder ausgerechnet die Scorpions nach ihrer Meinung fragen? Nein, nein, nein! Dass die Hannoveraner das „Black Album“ als dasjenige identifizieren, das alles beinhaltet, was für Metallica charakteristisch sein soll, verwundert nicht, ist aber trotzdem falsch. Das Dreigestirn von „Kill Em All“ bis „Master Of Puppets“ war, ist und wird auf ewig der Grundstein dessen sein, worauf sich der Kult um die Band Metallica gründet. Aber das werden Meine, Schenker und Co. ohnehin nie verstehen. Wer es noch etwas länger vor der Glotze aushielt, wurde mit „Metal – A Headbanger’s Journey“ belohnt, einer Dokumentation, die weniger reißerisch, aber umso interessanter daher kam.
Dec
3
2009